Eine Geschichte von Carina:

Ein Sternenleben - ein Märchen für Groß und Klein

Eine sternenklare Nacht und ein wunderschöner, von Sternen übersäter Himmel.
Der kleine Stern liebte solche Nächte so sehr und war so damit beschäftigt
all seine Leuchtkraft zu entfalten, dass er nicht wahrnahm, wie sich ihm ein grosser,
zugleich matt glänzender Stern näherte.

Plötzlich hörte er eine herrische Stimme, die fragte: "Was machst denn du da?".
Klar, ohne jegliches Zögern und die Verwunderung war in seiner Aussage zu hören, antwortete er:
"Ich leuchte, so wie du, wie wir alle".
Spöttisch kam die Aussage:
"Du und leuchten, so klein wie du bist. Lächerlich, so etwas zu hören. Was ich schon alles geleistet habe".

Matt glänzte sein Sternenkleid.
Dem kleinen Stern wurde rasch bewusst, dass es besser war, zu schweigen.
Außerdem war er so mit seinem Leuchten beschäftigt,
das er bis in die kleinste Pore seines Sternenseelenkleides auf Erden bringen wollte.

So unsensibel und von sich eingenommen der andere Stern auch wirkte.
Etwas ließ ihn, er konnte es nicht benennen, in der Nähe bleiben.
Diese Sicherheit und Gewissheit dieses kleinen Sterns war überaus neu für ihn, die Sicherheit in seiner Aussage
und die Gewissheit, da er zu wissen schien, welche Aufgabe er hatte.

Er, der Grosse, war müde und wollte nur am Himmelszelt ausruhen.
Im irdischen Leben, das sie ja alle einst hatten, leistete er genug.
Was gäbe es denn jetzt noch zu tun, außer endlich auszuruhen.
Zugleich ließ ihn der Kleine nicht los.

"Leuchten, was meinte er damit?".
Natürlich leuchtet ein Stern am Himmelszelt.
Was sollte daran so besonders sein?

Letztendlich wandte er sich wieder ab.
Der Kleine achtete gar nicht darauf, war in so einer Freude,
dass keine Wolke durchzog und niemand verdeckt ward.

Es war so ein herrliches Himmelsleuchten und es drängte ihn so sehr,
seinen Anteil dazu beizutragen, dass da Licht auch die Erdenkinder,
ja jedes Wesen, darauf erreichte.

Besonders waren es für ihn die traurigen, schlaflosen, weinenden, verzweifelten Menschen.
Wenn jemand schlief, schlich er sich in seine Träume und erfüllte sie voll des Mutes und der Kraft,
damit das Menschenkind morgens leichter aufstehen konnte.

Für die, die nicht schlafen konnten, nicht empfänglich waren für das Himmelszelt,
nahm er seine Leuchtkraft ein wenig zurück oder bat darum, dass eine Wolke ihn verdecke.

Für die, die offen wirkten, bat er darum, dass eine Sternschnuppe falle, die sie in den Schlaf wiegte.

Weinende umgab er mit einem Leuchten, die Verzweifelten ließ er den Blick zum Himmelszelt wenden,
um sie erahnen zu lassen, dass über ihnen ein Leuchten war.

Besonders groß war die Freude, wenn viele Sterne ebenso das Bedürfnis hatten, auf Erden zu wirken.
Jeder tat es auf seine Art und das war gut so, da ja jedes Menschenkind, jedes Wesen anders reagierte.

Zugleich das Strahlen war in ihnen allen und diese Erfahrung,
 die der kleine Stern schon im irdischen Dasein machen durfte, machte alles wett,
was um und in ihm je geschehen war.

Er war so dankbar für diese, seine Aufgabe,
die er oft in seinem irdischen Leben ersehnt hatte, denn all das, was er um sich herum sah,
war nicht das, was ihn erfüllte oder wonach er sich sehnte.

Er wirkte in seiner möglichen Form mit, zugleich erkannte er, dass er nie dazugehörte.
Dieses "Dazugehören" und das damit verbundene "ich will" hatte an dem Ort, wo er jetzt war, keinerlei Bedeutung.
Diese Frage kam für ihn nicht einmal mehr auf.

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