Die ältere Frau und die Gulaschsuppe


Anstrengend war er, der Stadtbummel ... die ältere Frau sehnt sich nach einer Pause.
Auf dem Weihnachtsmarkt gibt es einen Stand mit Gulaschsuppe und einem kleinen Zelt mit Bänken.

Genau das wäre es jetzt ... eine kleine Suppenauszeit.

Sie holt sich eine Suppe, stellt sie auf den Tisch ... Mist ... Löffel vergessen.

Die Frau holt einen Löffel ... kommt zurück ... und da sitzt doch tatsächlich
ein Farbiger und löffelt ihre Suppe ... die Frau ist entrüstet.

Aber sie lässt sich nichts anmerken ... setzt sich dazu ...

... und isst mit dem Mann zusammen die Suppe.

Nun schaut der Schwarze ganz verwundert.
Sagt aber auch nichts und löffelt weiter.

Und je später der Löffel, desto öfter lächeln die beiden sich an.
Als die Suppenterrine leer ist, fragt der Afrikaner die Frau "darf ich sie zu einer Tasse Kaffee einladen".

Der Frau wird ganz warm ums Herz, weil sie soviel Mitmenschlichkeit spürt.

Der Mann holt zwei Tassen Kaffee ... schweigend verbunden trinken die beiden ihren Kaffee.
Dann verabschiedet sich der Mann freundlich und verlässt das kleine Zelt.

Da durchzieht ein Gedanke die Frau siedendheiß ... ist ihre Handtasche noch da ?
Sie greift nach unten ... keine Tasche ... nicht mehr da ... geklaut !
"So ein ...." murmelt sie laut und läuft so schnell sie kann in die Richtung, wo der Mann verschwunden ist.
Aber er ist in der Menge der Menschen verschwunden.

Schwer atmend kommt sie zurück ... will sich noch bisschen hinsetzen und sammeln ...

... und da sieht sie am Nachbartisch ihre noch volle Terrine mit Suppe und auch ihre Handtasche.

[eine Geschichte von Pfarrer Axel Kühner
mit eigenen Worten nacherzählt]

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