Die Gitarre
Birgit57 erzählt:
Es war Anfang der 70er Jahre, ich war ungefähr 13 oder 14 Jahre alt
und wünschte mir nichts sehnlicher als eine Gitarre.
Dazu muss ich sagen, dass ich überhaupt nicht singen kann und keinen Ton richtig
treffe.
Ein bisschen Blockflöte konnte ich schon spielen.
Das Notenlesen hatte ich mit meinen Cousinen beim Onkel gelernt und viel Spaß
dabei.
Nun wollte ich also eine Gitarre.
Aber meine Eltern hatten nicht viel Geld und da gab es so viele Sachen, die
notwendiger waren.
Ich weiß noch, dass die Waschmaschine in jenem Winter nicht mehr funktionierte
und ersetzt werden musste ... so hatte ich kaum Hoffnung, dass mein Wunsch
erfüllt würde.
Aber wie heißt es so schön?
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Eines Tages in der Adventszeit waren meine Eltern aus dem Haus und ich,
so groß ich auch schon war, konnte meine Neugierde nicht mehr bezwingen.
Systematisch suchte ich die ganze Wohnung ab.
Ich schaute in die Schränke, auf den Schränken, unter den Betten.
Sogar auf den Trockenboden stieg ich in der Hoffnung, doch noch mein Geschenk zu
finden.
Aber nichts ... es war nichts zu finden, so viel Mühe ich mir auch gab.
Enttäuscht gab ich auf und stellte mich auf Kleidung und langweilige Aussteuer
ein.
Dann kam Heiligabend.
Wie üblich gingen wir zuerst in die Kirche, dann gab es Abendessen
(Kartoffelsalat und Würstchen)
und eine kleine Feier mit dem Lesen der Weihnachtsgeschichte und Liedersingen.
Wenn ich sonst schon immer unruhig war und die Bescherung nicht erwarten konnte,
war ich an jenem Tag ganz ruhig.
Mein sehnlicher Wunsch würde sich ja doch nicht erfüllen.
Dann war es soweit.
Ich weiß nicht mehr was ich damals bekam,
aber es war bestimmt Kleidung und Aussteuer und ein bisschen Süßes.
Und dann ... lag noch eine wunderschöne Gitarre etwas versteckt unter dem Baum.
Mir kamen die Tränen vor Freude und es wurde auch für mich ein wundervolles
Weihnachtsfest.
Später habe ich dann erfahren, dass die Gitarre tatsächlich unter dem Bett
versteckt war.
Und ich hatte sie in meiner Aufregung und bei schlechtem Gewissen nicht gesehen.
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