Das erste Weihnachtsfest in einem neuen, fremden Land...

... Sigrid M. erzählt:


Das erste Weihnachten in einem neuen, fremden Land.
Bolivien, zu der Zeit, ein armes und politisch unsicheres Land.
1946 sind meine Eltern auf Empfehlung von Freunden,
seinen Landsleuten, nach La Paz, Bolivien, ausgewandert.
Ihm wurde eine Arbeit als Techniker in einer Textilfabrik angeboten.

Weihnachten stand vor der Tür, und es gab keine Spielsachen, keine Süßigkeiten.
Also ran ans Werk.
Wochenlang, wurde abends gebastelt, gestrickt, genäht.
Die Kinder sollten Weihnachten haben.



Mit der Laubsäge wurden Figuren für den Weihnachtsbaum gesägt, dann angemalt.
Der Baum war ein Holzgestell und wurde mit Pinien umwickelt.
Ein großer Elefant wurde zugeschnitten, genäht. ausgestopft.

Für meinen Bruder wurde ein Lastwagen vor dem Gefängnis gekauft.
Die Gefangenen schnitzten diese Lastwagen aus Holz, um sich ein paar Pesos zu verdienen.

Die größte Freude war dann der Weihnachtsteller mit selbst gebackenen Keksen und Stollen.

Ich kann mir vorstellen, wie meine Eltern und ihre Freunde,
sich mit diesem Zusammensein auf Weihnachten einstellten
und in Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit die schlechte Lage überbrückten.

Vater hat uns bestimmt auf der Geige Weihnachtslieder vorgespielt.
In späteren Jahren mussten wir vor der Bescherung mit ihm die Lieder singen und spielen.
So sind Traditionen an die nächsten Generationen weitergegeben.

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