4. Advent ...
22.32 Uhr ... ich sitze hier,
habe die ersten sechs Seiten fertig,
zusätzlich eine weitere und weiß,
was ich auf der Schlußseite zeigen werde.
11 Seiten hat ein Türchen jeden Tag,
also muss ich noch drei Seiten füllen.
Was zeige ich denn heute ?
Kann leider nicht alles zeigen, was ich zeigen möchte,
darum gehts ja auch hier nach Weihnachten noch weiter
und eine ganz besondere Überraschung wartet auch noch.
Darum liebe Leser, die nur wegen dem Adventskalender da sind:
bitte bis mindestens 6. Januar da bleiben.
Und dann immer wieder kommen.
Aber jetzt erstmal die Frage: was zeige ich denn heute ?
Manchmal klicke ich einfach in meinem Mailordner
und lasse den Zufall wählen.
Ja, genau ... die Geschichte von Therese will ich jetzt zeigen.
Das Telegramm
... Therese erzählt:
Es fing mit einem harmlos klingenden Telegramm an:
"Wir kommen übermorgen".
Meine Eltern, die im Rheinland wohnten, schauten sich fassungslos an, bevor
Hektik ausbrach.
Mal von vorne: Die jüngere Schwester meines Vaters
lebte mit ihrem Mann noch in der Heimat meines Vaters, in Oberschlesien,
zusammen mit den Eltern, also meinen Großeltern, als einzige von den
Geschwistern.
Der älteste Bruder war in Rußland vermißt, die ältere Schwester meines Vaters
lebte damals
schon in Süddeutschland, jung verheiratet, in einer winzigen Wohnung.
Die jüngere Schwester und ihr Mann wollten lieber heute als morgen ausreisen,
schon lange,
aber der Vater, mein Opa, weigerte sich strikt, seine Heimat zu verlassen.
Oma wollte ihn natürlich nicht alleine dort zurücklassen,
die jungen Leute wiederum mochten beide nicht dort alleine lassen.
1955 starb Opa, zwei Jahre später Oma,
und dann stellten Tante und Onkel einen Ausreiseantrag ...
... und es dauerte und dauerte, bis dass eine Bearbeitung erfolgte.
Irgendwann im Herbst 58 hieß es dann: so Ende Januar dürfen wir raus.
Es war schnell klar, dass die beiden die erste Zeit bei uns leben sollten,
wir waren 1957 ins kleine, mit einfachsten Mitteln von meinem Vater
und ein paar Arbeitskollegen erbaute Einfamilienhäuschen gezogen.
Meine Eltern redeten mal vage drüber, wie die Platzverteilung dann sein sollte,
aber es war ja noch gut Zeit, darüber machen wir uns im neuen Jahr Gedanken,
meinten sie.
Und dann kam das Telegramm, wenige Tage vor Weihnachten,
wir Kinder wurden aus dem Kinderzimmer ausquartiert
und schliefen dann im Schlafzimmer meiner Eltern mit,
unten wurde die "gute Stube", die bislang eher als Abstellraum genutzt wurde,
mit einem uralten Kohleofen, den mein Vater in aller Eile herbeigeschafft hatte,
bestückt und mit ein paar als Möbel nutzbaren uralten geschenkten Sachen
mehr oder weniger wohnlich gestaltet.
Küche und Bad mußten gemeinsam genutzt werden.
Zusätzliches Essen mußte auch noch beschafft werden, damals ja auch nicht so
einfach,
vor allen Dingen, wenn Geld praktisch nicht vorhanden war.
Es wurde dann weder ein besinnliches, noch ein entspanntes Weihnachten,
aber zumindest eins, was im Familienkreis noch oft erwähnt wurde.
Onkel und Tante fanden beide schnell Arbeit,
blieben ca. ein Dreivierteljahr bei uns wohnen,
bis dass sie sich schräg gegenüber eine kleine eigene Wohnung leisten konnten.
Weihnachten 1958
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