Weihnachten in Dänemark, Teil 2
(Teil 1 war am 16.12.)
... Karen erzählt:
Am 24.12., dem Juleaften, wird das große Weihnachtsessen vorbereitet.
Kartoffelsalat und Würstchen wie in Deutschland wären in Dänemark einfach
undenkbar.
Es muss ein großes opulentes Essen sein.
Gern wird dazu eine gefüllte Gans oder Ente zubereitet, dazu Rotkohl und "brune
Kartofler",
das sind karamellisierte kleine Kartoffeln oder auch süße Bratkartoffeln.
Das ganz besondere ist der Nachtisch, der zum Weihnachtsfest zubereitet wird:
es gibt Ris à l'amande.
Nein, das ist keine französische Köstlichkeit, sondern ein besonderer Milchreis.
Er wird im Verhältnis 1 : 1 mit steifgeschlagener Schlagsahne gemischt,
mit etwas Vanille oder Zimt verfeinert und mit einer guten Portion gehackter
Mandeln versehen.
Jetzt wird eine kleine Portion davon beiseite gestellt - warum, das erzähle ich
später.
In die restliche Speise wird eine einzige ganze Mandel getan und untergerührt.
Jetzt werden so viele Schälchen wie Leute am Tisch sitzen mit der Speise
versehen
und kurz vor dem Servieren mit heißen Kirschen garniert.
Wichtig ist, dass kein Rest in der Zubereitungsschale bleibt.
"Vor" der Bescherung wird das Festmahl verspeist, und am Ende kommt die
Reisspeise.
Jeder bekommt ein Schälchen - und wer die Mandel entdeckt,
darf nun keinesfalls in Jubel ausbrechen und sie auch nicht einfach aufbeißen
und essen!
Erst, wenn auch der Letzte aufgegessen hat, darf der glückliche Finder
seine Mandel zeigen - und dann bekommt er ein kleines Extrageschenk, die "Mandelgave".
Nach dem Essen wird getanzt - ja, doch, es gibt diesen Brauch tatsächlich.
Allerdings ist es kein wildes Rumgehopse, sondern es ist eher ein
festliches, beschwingtes Schreiten um den Weihnachtsbaum herum.
Dabei werden Weihnachtslieder gesungen, und da kommt es sehr zupass,
dass die dänischen Weihnachtslieder, sowohl die traditionellen als auch die
Kinder-Weihnachtlieder,
meistens nicht so getragen und feierlich sind, wie die deutschen
Weihnachtslieder,
sondern eher das fröhliche Fest betonen.
Und wie kommen die Geschenke unter den Baum?
Ja, auch in Dänemark gibt es den Weihnachtsmann - schließlich ist er Däne,
denn er kommt ja von Grönland, was bekanntlich zu Dänemark gehört!
Aber in Dänemark ist der Weihnachtsmann nicht allein,
sondern er hat unzählige kleine Helferlein, die Nisser oder auch Julenisser.
Nisser sind seltsame kleine Gestalten, eine Mischung aus Wichteln, Zwergen,
Kobolden und Gnomen.
Und hier kommt nun die kleine Portion Ris à l'amande ins Spiel, die beiseite
gestellt wurde.
Diese muß an einer ruhigen Stelle des Hauses (Dachboden, Kellertreppe oder
Garten)
deponiert werden, das ist die "Bestechung" für die Nisser.
Ist die Speise am folgenden Morgen verschwunden, dann ist alles in Ordnung.
Wurde sie aber verschmäht, dann kann das böse enden.
Denn die Nisser sind nicht nur freundlich, sondern neigen, wenn sie unzufrieden
sind,
dazu, den Menschen dumme Streiche zu spielen, und zwar das ganze Jahr!
Wenn also im Sommer ein Glas Marmelade plötzlich aus dem Regal
auf den Boden fällt und zerbricht: die Nisser waren's.
Oder wenn der Schlüssel im Schloß abbricht oder verloren geht:
klarer Fall ... die Nisser waren am Werk.
Schön, wenn man für alles einen Sündenbock zur Hand hat - aber meistens regelt
eine Nachbarskatze oder ein naschhafter Familienvater
die Sache mit dem Schälchen für die Nisser ;-)).
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