Alle Jahre wieder ...
... Philomena erzählt:
Alle Jahre wieder …
Als wir noch klein waren, nahm sich meine Mutti
ab dem 1. Dezember jeden Tag am späten Nachmittag Zeit
für eine kleine vorweihnachtliche Feier mit meiner kleinen Schwester und mir.
Sie muss so drei Jahre alt gewesen sein.
Draußen war es schon dunkel, eine Kerze brannte am Klavier
und auf dem Tisch stand das große Adventshaus,
bei dem wir abwechselnd jeden Tag ein Türchen öffnen durften.
Das Häuschen war beleuchtet und sah so schön aus!
Es war Anfang der 60er Jahre, da hatten wir noch keine Kalender mit Schokolade,
sondern zusammen dieses Häuschen mit den bunten beleuchteten Bildern.
Auf dem Tisch stand auch der Adventsteller, von dem wir uns ein oder zwei
Süßigkeiten nehmen durften.
Manchmal waren auch zwei Mandarinen darauf.
Der Kachelofen war angeschürt, es war warm, heimelig und gemütlich
und wir freuten uns sehr auf diese Zeit mit Mutti.
Manchmal las sie eine Geschichte vor.
Wenn das Türchen geöffnet war, setzte sich unsere Mutter ans Klavier
und wir sangen alle zusammen zwei oder drei Weihnachtslieder:
"Macht hoch die Tür", "Schneeflöckchen Weißröckchen", "Kling Glöckchen
klingelingeling"
und immer „Alle Jahre wieder“.
Meine kleine Schwester sang regelmäßig in der Zweiten Strophe:
"Kehrt mit seinem
Säbel
ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen mit uns ein und aus."
Mutti erklärte ihr zwar mal den Unterschied zwischen einem Segen und einem
Säbel,
doch beim nächsten Mal schmetterte sie wieder Säbel heraus.
Unter einem Säbel konnte sie sich etwas vorstellen, unter dem Segen noch nicht.
Bis heute muss ich an diese Adventsstunden denken,
wenn ich irgendwo "Alle Jahre wieder ..." höre und muss jedes Mal lachen.
Es ist eine schöne und gleichzeitig belustigende Erinnerung an unsere
Kinderzeit.
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