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15. April 2022


Zuerst hieß die Lichtblickrubrik ...

Vaters Kriegstagebuch

danach

Vaters Sonntagszeitung

und heute heißt es

Ein Leben in Bildern

denn heute lesen wir nicht nur Worte,
die Gerlindes Vater geschrieben hat,
sondern lernen den Papa mal im Bild kennen
(die Texte hat Gerlinde dazu geschrieben):


Anfang 1925 ist Werner geboren – nach zwei Töchtern der ersehnte "Stammhalter".
Es ist wohl früher üblich gewesen, die Kinder zum ersten Weihnachtsfest der Verwandtschaft zu zeigen.



Der junge Mann hat acht Jahre Schule und die Lehrzeit geschafft.
Er arbeitete in der Weberei im Ort, und nun geht es zur Musterung.



1943 – wenn ich es mir richtig gemerkt habe, war da erst die Grundausbildung
im RAD – Reichsarbeitsdienst – und dann ging es schon bald an die nächste Aus- und Weiterbildung.



1943 – Sommer in Niederrödern.
Offensichtlich war es ein heißer Sommer in der Ausbildungszeit, dem ein kalter Winter folgte.



1943 – kalter, schneereicher Winter 1943/44 in Freiberg.
Schon bald ging es von Freiberg über Dresden nach Leitmeritz - zum Anfang der Briefe, die wir gelesen haben.



1944 – im März in Riesa gab es ein Treffen mit den Eltern,
da hat wohl einer der Kameraden den wartenden Werner fotografiert.



1945 – es ist das einzige Foto, was es von der Frau gibt, die sich
in Porz des jungen Soldaten annahm, ihm Familienersatz war.
Dabei hoffte sie, dass sich andere Menschen ihres Sohnes ebenso annahmen.



1946 – der Krieg ist vorbei, das schwierige Leben in der Gefangenschaft beginnt.
Steine klopfen – es sieht gefälliger aus, als es sich anfühlte!



1947 – noch immer fern der Heimat!
Dennoch haben sich Eltern und Schwestern über das Foto gefreut!
Ein Zeichen der Hoffnung: Werner lebt und wir können hoffen, ihn wiederzusehen.



1948 – als Zivilarbeiter in Labruyére.
Mit der karierten Krawatte ist Werner.



1951 – Ende 1948 ist Werner nach Hause gekommen und lernte ca. ein Jahr später diese junge Frau kennen.
Im Mai 1951 feierten sie ihre Verlobung.



1951 – Der plötzliche Tod von Werners Mutter im Sommer erschütterte meinen Großvater zutiefst.
Seinem Wunsch entsprechend heirateten Werner und Gertrud in Trauerkleidung.



1953 – zum zweiten Hochzeitstag im Oktober 1953 freuen sich die Eltern über mich
und darüber, dass ich in ca. einem halben Jahr ein Geschwisterchen bekommen werde!



1956 – mein Vater wechselt seinen Arbeitsplatz.
Er kündigt in der Weberei und wird zum Katechet (Religionslehrer) ausgebildet.



1960 – manchmal wiederholt sich (Familien-)Geschichte:
nach den zwei Töchtern freuen sich die Eltern über ihren "Stammhalter"
und wir Mädels über unseren kleinen Bruder.



1967 – Schnappschuß eines Gemeindemitgliedes in Zschopau: Kurze Dienstberatung unterwegs!
Seit 1961 hat Vater ein Moped (SR2) und kann manche Wege nun schneller per Fahrzeug erledigen.



1969 – könnte auch Anfang 1970 sein – zwar leben wir nicht mehr im Erzgebirge,
aber wir erleben hier einen “richtigen” Winter!
Vater ist froh, statt des SR2 nun eine Schwalbe zu haben
und sein Sohnemann darf fürs Foto sein Sozius sein.



1981 – nach dreißig Ehejahren gibt es ein "richtiges" Foto der Eltern.
Das Jahr 1980 war geprägt von Vaters Herzinfarkten, Reha und Hoffnung auf Heilung.
So ganz gesund ist er nicht wieder geworden.
Wir alle waren froh und sind dankbar, dass wir noch 13 Jahre mit ihm erleben durften.
Ich denke, die harten Kriegsjahre und die Zeit der Gefangenschaft haben ihren Tribut gefordert.

1993 ist mein Vater dem Ruf seines himmlischen Vaters in die Ewigkeit gefolgt,
als seine Familie glauben und freuen wir uns auf das Wiedersehen.

Noch zu Zeiten der Gefangenschaft hatte er dieses Bild gemalt ...



... und die betenden Hände schmücken auch seinen Grabstein:


 



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