Fotos: Thomas Steiner, Satdeep gill, Olei, AfroBrazilian, Tina Ellegaard Poulsen, Adrian Michael - Lizenz cc by nc nd 3.0
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1. Juli 2022


Heute lernen wir etwas.

Vielleicht lernen wir sogar, dieses Dingensda ...



... zu schätzen und zu lieben.

Was ist das ?

Ich sag mal so ... ein "ehemals Gras"-Haufen.
Der dann gegessen wurde.
Im Magen landete.
Und nochmals gegessen wurde.
Und dann über den Darm auf die Wiese gewandert ist.

Faszination Kuhhaufen.

Warum Faszination ?

Weil er so vielseitig verwendbar ist ... und eine kleine Welt für sich.

Größe:
ca. 30 cm ... also ungefähr wie eine Langspielplatte.

Gewicht:
2 Kilo

Menge:
pro Kuh 8-10 Fladen am Tag.

Wie lange haltbar:
bei feuchtem Wetter 2-3 Monate

der Haufen:
Rund um den Kuhhaufen kommt es zu einer Überdüngung,
so dass dort das Gras besonders üppig wird.
Das wird dann "Geilhaufen" genannt, der von den Tieren "nicht" gefressen wird.

Was kann man alles damit machen ?

Strom
Aus Kuhfladen kann Biogas werden ... 10 Fladen geben 1 Kilowatt Strom.

Brennmaterial
Man kann die Fladen trocknen und in den Ofen werfen.
In manchen baumarmen Hochgebirgsregionen der Alpen, im Tibet und in Indien
haben getrocknete Kuhfladen eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung.
Auf den Halligen wird dieser Brennstoff Ditten genannt.



Hier werden Kuhfladen getrocknet ... und das ...



... ist ein Berg aus "Mistkuchen".

Diese werden in Indien traditionell als Brennstoff zum Kochen
von Speisen in einem Herd namens "Chulha" verwendet.
Sie werden von Dorffrauen von Hand hergestellt und traditionell aus Kuh- oder Büffeldung hergestellt.
Brennstoffe aus Kuhdung werden in vielen Ländern verwendet.

Putzmaterial
Man kann ihn zu Baulehm dazu geben ... in weiten Teilen Afrikas
wird solcher Putz in den Flechthütten verwendet.

Küchenfußboden
In Indien diente frischer Kuhdung als Bodenbelag, vor allem in Küchen.
Man sprach im reinigende Wirkung zu.
Dazu wurde täglich auf den Lehmboden des Raums eine dünne Dungschicht aufgetragen,
die nach kurzer Zeit zu einer harten und geruchlosen Oberfläche erhärtete.

Insektenschutz
In Zentralafrika haben Massai-Dörfer Kuhfladen verbrannt, um Moskitos abzuwehren.
Viele Dorfbewohner in Indien sprühen frischen, mit Wasser vermischten Kuhmist vor die Häuser, um Insekten abzuwehren.

heiliges Feuer
Kuhmist wird im hinduistischen religiösen Feuer "Yajna" als wichtiger Bestandteil verwendet.

innovativer Topf
Ganz neu ist, dass man Kuhdung zur Herstellung von Blumen- und Pflanzentöpfen verwendet.
Es ist plastikfrei, biologisch abbaubar und umweltfreundlich.
Die Pflanze kann mit Topf in den Boden gepflanzt werden,
dort löst sich der Topf auf und ist hervorragenden Dünger für die Pflanze.

Und wenn man nix damit macht ?

Dann kommt als allererstes die gelbe Dungfliege vorbei ...



... und trifft sich auf dem noch warmen Fladen zur Paarung.
Lecker Mahlzeit für die schlüpfenden Larven.

Dann gibt es noch die Schönheit des ...

 

... gemeinen Dungkäfers.
Nur 5-8 mm groß, mit schönen roten Flügeln.

Apropos Flügeln ... irgendwann sieht man vor lauter Flügeln ...



Ein wahre Natur-Oase, so ein Fladen.

Zuerst die Käfer, dann die Fliegen ... dann wird der Fladen außen hart, ist innen aber noch weich
und dann kommen Pilze wie der körnige Rinderdungbecherling, Hefen und Bakterien,
die den Fladen weiter abbauen. Da es immer weniger Weidetierhaltung gibt,
wird natürlich das Nahrungsangebot für darauf spezialisierte Tiere immer knapper.

Weiter gehts ... der Fladen wird immer krümeliger, Gras wächst wieder durch
und nun leben Milben, Hundertfüßler und Regenwürmer dort und sind froh,
dass an genau diesen Platz eine Kuh geschissen hat ;).

Die letzten Überreste werden von Vögeln bei der Nahrungssuche zerhackt oder von Mistkäfern vergraben.

Und dann ist es Geschichte, das Gras, das eben noch eine Kuh gegessen hat ;).
 



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