Fotos:
René Mettke, Wilfried Rabovsky -
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WW - WeihnachtsWissen
Das Bescherkind
In der Mitte ist das "Bescherkind" zu sehen.
Das Bescherkind, auch sorbisches Christkind genannt,
ist eine Symbolfigur des Weihnachtsfestes im sorbischen Siedlungsgebiet in
der Lausitz.
Es stellt die sorbische Version des Christkinds dar und gehört zu den Bräuchen
der Sorben,
die in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland
eingetragen sind.
Das Bescherkind ist ein Mädchen, das in sorbische Tracht gekleidet ist
und einen aufwändigen Kopfschmuck und weiße Handschuhe trägt.
Sein Gesicht ist mit Tüll vollständig verschleiert, so dass es nicht zu erkennen
ist.
In einer Hand trägt es eine mit bunten Bändern geschmückte Reisig-Rute,
meist aus Birkenzweigen, in der anderen einen Beutel mit Süßigkeiten und
Früchten.
An Heiligen Abend zieht das Bescherkind mit zwei
ebenfalls in Tracht gekleideten Begleiterinnen von Haus zu Haus.
Die Ankunft wird durch ein Glöckchen angekündigt.
Mit der Rute berührt das Bescherkind bei Erwachsenen die linke Schulter,
um ihnen dadurch Glück und Gesundheit zu bringen.
Kindern streicht es dazu über die Wange, sie erhalten auch kleine Geschenke aus
dem Beutel.
Um nicht erkannt zu werden, bleibt das Bescherkind während des ganzen Besuchs
stumm.
Die Rute geht auf einen vorchristlichen Brauch zurück,
als die Menschen sich mit frisch geschnittenen Birkenreisern berührten,
um die Kraft der Zweige auf die Menschen zu übertragen.
Der Brauch wird von den evangelischen Sorben gepflegt,
in katholischen Gebieten der Lausitz gibt es ihn nicht.
In der Oberlausitz ist der Brauch noch in mehreren Orten verbreitet.
Aus dem 19. Jahrhundert ist im Deutschen die Bezeichnung "Gotteskind"
überliefert.
Die moderne, von dem Wort Bescherung abgeleitete Bezeichnung als "Bescherkind"
lässt sich erst seit dem Bestehen der Deutschen Demokratischen Republik
nachweisen.
Damit sollte der christliche Bezug des Brauchs verschleiert werden.
Daher verwenden einige Sorben im Deutschen lieber den Begriff Christkind,
andere stört die Bezeichnung "Bescherkind" jedoch nicht.
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