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7. März 2023


Es geht jetzt gar nicht daran, dass das, was ich heute zeige "oh wie schön" ist.
Eher "was es alles gab" bis "ist ja interessant".
Muss ja niemand einziehen ... ginge auch gar nicht ;).

In einer Architekturzeitschrift von 1903 habe ich diesen Entwurf gefunden:



Vom Architekt Bruno Schmitz ist dieser Entwurf für die "Villa Stollwerck".
Ja, der Herr Stollwerck, der Schokoladenfabrikant, für den wurde diese Villa im Jahr 1900 gebaut.
Im Stil des Neobarock in Köln.

So sah sie fertig aus:



Zwei weitere Ansichten:



Und das ist der Eingang:



Doch wir vertiefen uns erst mal in den Grundriss, bevor wir reingehen:



Das Erdgeschoss.

Vestibül ... habe ich schon mal gehört, weiß die Bedeutung aber nicht.
Aha ... eine repräsentative Eingangshalle.
Im Gegensatz zum Foyer mit mehr Schmuck und Design.

Und dann noch ...

... Herren ... und Damenzimmer.
Billard- und Raucherzimmer.
Musikhalle.
Roter Saal.
Weißer Saal.
Muschelgrotte.
Ein eigener Anrichte-Raum.

Ja, heidernei ... und nun das Obergeschoss:



Salon ... das "Bibliothekzimmer des Herrn" ... Frühstückszimmer.
Ankleidezimmer der Dame ... und ein Boudoir ... ein kleiner elegant eingerichteter Raum,
in den sich die Dame des Hauses zurückziehen konnte.
Und das große Treppenhaus natürlich.

Man betrat die Villa von dem Eingang an der Volksgartenstraße aus
und gelangte hier zunächst in einen mit weißem Marmor ausgekleideten Vorraum,
danach in die zwei Stockwerke umfassende Diele, dann in verschiedene Gesellschaftsräume.

Lassen wir Bilder sprechen:



Der Eingang zum Vestibül.



Das Treppenhaus.

Die Diele war zum Teil mit Eichenholz getäfelt; schräg hinter dem Eingang
führte eine geschwungene Treppe in die oberen Geschosse hinauf.



Die Diele und der Kamin.

Über dem Kamin in der Halle befand sich die Inschrift Mein Wort und Ehr' – mein Hort und Wehr.



Das Speisezimmer.

Der Speisesaal war grün getäfelt und besaß ebenfalls einen Marmorkamin und eine weiße Stuckdecke.
Die Lampen haben einen tropfenförmigem Behang aus opalisierendem Glas.



Der Kamin.

Das Fenster in der Diele:



Dieses Fenster zeigte die Gestalten des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung in einem Schiff vor der aufgehenden Sonne.



Das Buffet.



Die Musikhalle.



Die Wände waren mit Onyx verkleidet, die Decke vergoldet.

Das Fenster zeigte ein Bildnis der Poesie, umgeben von zwölf Komponisten auf blauem Hintergrund.
Das Deckengemälde auf dem goldenen Tonnengewölbe zeigte die Gestalten der Harmonie und des Tanzes,
vier Rundbilder mit der Götterdämmerung, Siegfried, Walküre und Rheingold.





Das Billardzimmer.

Das Billardzimmer war mit grau gebeizter Eiche getäfelt.
In flachen geschnitzten Reliefs waren Tier- und Jagddarstellungen
mit gotischen und romanischen Elementen zu sehen.



Der Kamin im roten Saal.



Der rote Saal war rotbraun getäfelt, die Möbel waren violett bezogen,
der Kamin aus schwarzweißem Marmor, die Decke mit Goldmalereien von Unger verziert.







Stühle des Speisesaals.



Rauchtisch im Billardzimmer.



Das Damenzimmer.
Weiße Stuckdecke und mit graugrünem Rips ausgekleidet.



Zu guter Letzt das Badezimmer.

Zu den nicht gezeigten Zimmern (weil keine Bilder vorhanden):

Vom Speisesaal aus gelangte man auch auf die Veranda und auch in den Wintergarten.
Der Durchgang dorthin war mit zwei Frauen mit Füllhörnern geschmückt.
Im Wintergarten gab es zwei Wandbrunnen.
Das Frühstückszimmer war mit Seidenstickereien von Marie Kirschner verziert.

Der Architekturkritiker Brüning hat damals zu dem Haus folgendes gesagt:

"Trotz aller Prachtentfaltung herrscht doch überall der Ausdruck gediegener Vornehmheit
ohne jeden aufdringlichen Prunk, eine Wirkung, die ebenso im Sinne des Bauherrn
wie des Architekten geschaffen worden ist."

Was ist aus der Villa geworden ?
Sie wurde 1935 abgerissen.
 



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