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30. März 2
023


Das stand vorgestern im Tagebuch:



Und so gibt es heute ...

... ein Kalenderblatt für einen besonderen Menschen.

Vorgestern waren wir spazieren ... so 5-6 Orte weiter.

Erst durch den Ort, dann an Wiesen entlang.
Wären wir 10 Minuten dort gewesen ... wäre nix passiert.
Wären wir 10 Minuten später dort gewesen ... wäre auch nix passiert.

Das ist ja das faszinierende ... wie schmal der Grad zwischen
"nix passiert, alles normal" und "besonders" ist.

Und das ausgerechnet an einem Tag,
der für Beate eher unsicher und sorgenvoll begann.

Oder gerade deswegen, weil der Tag so begann.
Man weiß es nicht.

Wir sahen eine Frau mit einem Hund, die parallel zu uns einen anderen Weg zu nehmen schien.
Später wurde uns klar, dass sie mitten durch die Wiesen ging.
Weil dort ein Teil der Wiesen unter Wasser stand
und genau das der Hund so liebte und durch diese
nasse und schlammige Landschaft mit großer Freude durchfegte.

Sie lief quer durch die Wiese über einen kleinen Hügel hinauf ... flott.
Irgendwie fand ich das besonders ... weil sie jetzt kein junges Mädchen mehr war.
Nicht uralt ... aber eben auch nicht mehr jemand, der im März durch nasse Wiesen geht.

Mir entfuhr ein "sie sind noch ganz schön fit, hier den Hügel rauf zu gehen".

Es ergab sich ein Gespräch, währenddessen Norma (so hieß sie) uns "ich bin auf dem Weg",
"meinem Weg" ... "nach einem Tal muss ich mich wieder aufbauen",
sie verriet keine Details, doch es war interessant, ihr zuzuhören.

Sie fragte "in welche Richtung geht ihr" ... ich zeigte in die Richtung ... darauf sie
"wollen wir nicht ein Stück zusammen gehen ... und "du" zueinander sagen".
Auch sie musste in die gleiche Richtung laufen, um zurück ans Auto zu gehen.

Und so vergingen ein paar unterhaltsame Minuten.

An dem Punkt angelangt, wo unser Weg nach rechts
und ihrer gerade aus geht, verabschiedeten wir uns.

Norma schaut Beate an ... Beate schaut Norma an
und beide deuten an, einander umarmen zu wollen.
Sie fragt "wollen wir" ... und dann umarmte sie Beate ganz fest.
Einige Sekunden lang.
Beate kamen die Tränen.
Dann fragte sie Beate "vertraust du mir".
Die Antwort war ja ... daraufhin gab Norma Beate einen langen Kuss auf die Stirn.
Gefolgt von einem "alles wird gut, du bist gut so, wie du bist, ihr werdet geliebt".
Ohne dass sie wusste, dass es Beate morgens nicht so gut ging.

Dann umarmte Norma mich lange, sagt auch zu mir "du bist gut so, wie du bist"
und fragt dann auch mich "vertraust du mir".
Da kannste ja nicht nein sagen, auch wenn du weißt, was dann wahrscheinlich folgen wird.
Und so war es ... auch ich bekam einen langen Kuss auf die Stirn.

Während bei Beate sich ein Knoten im Bauch löste, dachte ich eher an Corona.
So unterschiedlich sind die Menschen ;).

Dennoch fand ich das ganze ganz besonders ... eine Begegnung,
wie man sie nur mit ganz wenigen Menschen haben kann.
Ja, sie sei schon immer anders und besonders gewesen.

Nachdem sie Beate und mich ein weiteres Mal fest umarmt hatte,
gingen wir unsere Wege.

Knapp 500 Meter waren wir weiter gegangen,
die Frau war natürlich Gesprächsthema Nummer 1,
da hielt neben uns ein Auto ... Norma war wieder da.

Sie wäre extra einen Umweg gefahren, um uns wieder zu finden, sagt sie.
Sie stieg aus, sagte zu Beate noch im Auto sitzend
"ich wollte dir noch etwas geben".
Dann stieg sie aus, sagt zu ihr "alles ist gut, wenn es so geschieht, wie du es willst.
Lass dir von niemandem etwas anderes sagen."

Dann schenkte sie Beate drei ihrer fünf Armbänder ...



... sagt "Wenn es dir mal nicht so gut geht,
dann lege sie an, da steckt meine Kraft drin".

Sie steigt wieder ein und fährt lachend und winkend davon,
während wir zurückwinken.

Eine ganz besondere Begegnung.
Und eine einmalige dazu.
Im doppelten Sinn ... so was gibt es nie wieder
und wir haben keine Adressen und Telefonnummern getauscht.

Es war ein Leuchten wie ein Regenbogen,
der nach dem Regen verkündet, dass nun wieder die Sonne scheint.



Norma



ihre Barfußschuhe



ihr Hund Bambam
 



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