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18. Oktober 2024

Da ist eine Seelenfärblerin so wunderbar neugierig gewesen
und dadurch erfahren wir heute von Dingen, von denen wir sonst nix gewusst hätten.
Ja, dann wäre die Welt auch nicht untergegangen ...

... und so mancher mag über das, was er gleich liest,
den Kopf schütteln ... aber das ist Brauchtum ... das noch nicht verschwunden ist.

Die Seelenfärblerin fand zwei Bilder in einem Status:



Ja, das ist noch harmlos ;)) ... aber nun wissen wir,
wo wir heute zuhause sind .. in Struth.

Struth (ca. 1500 Einwohner) ist ein Ortsteil der Stadt
und Landgemeinde Dingelstädt im (Süd-)Eichsfeld.
Er liegt im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Hier das genaue Programm:



Man liest das und fragt sich:

"Tannen verstecken" und "Hammel verstecken" ... was ist das ?
Und was ist der Larventag ?

Die Seelenfärblerin hat sich das auch gefragt ... und nachgefragt.

"Hallo A... das sind alte Spiele/Aufgaben für die Erstlinge.
Funktioniert wie eine Verfolgungsjagd.
Vier Erstlinge stehen auf der Straße mit zwei Tannen
und die restlichen Erstlinge bilden eine "Mauerkette" am Kneipeneingang,
wo sich die Burschen befinden.

Dann wird das Licht ausgemacht, es kommen immer wieder Schlachtrufe
und irgendwann läutet der Platzmeister die Glocke und die Erstlinge müssen
versuchen die Tannen so schnell wie möglich hinter ein Tor zu bekommen,
bevor es die Burschen durch die Mauer geschafft haben und sie eingeholt haben.

Mit dem Hammel ist es das Gleiche.
Das ist ein ca 50kg schweres Stofftier, wo meist sogar noch
die Beine gefettet werden, damit er sich schwerer tragen lässt.

Bis 24:00 haben die Burschen dann jeweils Zeit,
die Tannen/ bzw den Hammel zu finden.

Das sind quasi "Aufnahmeprüfungen".
Und am Ende geht es darum, wer das Bier bezahlt,
bzw. ob die Erstlinge würdig sind, aufgenommen zu werden.

Das sind alles alte, gewachsene Traditionen"


Die zweite Erklärung zum "Larventag":

"Larventag heißt, dass die Burschen und auch die Erstlinge
den ganzen Tag nach dem Durchmachen mit Masken verkleidet
als schaurige Gestalten durchs Dorf laufen und versuchen,
alle Kinder ab der 8. Klasse einzufangen, um sie zum Rasieren zu bringen.

Natürlich ist das auch ein Wettkampf.
Die Erstlinge brauchen mindestens 16 Kinder, sonst kostet es Strafe.
Und treffen sie unterwegs auf die Burschen,
werden Ihnen die "Gefangenen" abgenommen und sie müssen weitersuchen.

Die Rasur ist dann das letzte Aufnahmeritual.

Dabei kommen dann vier Erstlinge/Gefangene zwischen zwei Bretter
mit Löchern für die Köpfe und werden einmal mit einer Mischung aus
allen möglichen übrig geblieben Essensresten aus einem großen Trog eingeschmiert
und anschließend mit einem stumpfen Holz-Klappmesser "rasiert".

Dann muss noch ein Spruch aufgesagt werden
und ab dem Punkt ist man dann Jungbursche.

Und je nachdem wie gut man war, bzw wie man es sich verdient hat
fällt die Behandlung mit der "Rasiertunke" aus.

Da bekommen dann auch die gefangenen Kinder,
die es sich meist das Jahr über verdient haben,
mal so richtig ihr "Fett" weg.

Wenn sie dich "mögen" kann es auch sein,
dass Du zusätzlich nochmal eine Scheibe Harzer Käse oder Rollmops/Oliven
und andere Leckereien in den Mund gestopft bekommst,
um den Spruch nach Aufforderung nicht vernünftig aufsagen zu können
und nochmals "einmassiert" werden musst.

Am Ende eine Riesensauerei, aber man kann es mal mitgemacht haben."

Gelebtes Brauchtum, dass es ähnlich oder in anderen Variationen
früher oft gegeben hat, aber auch heute noch in einzelnen
Orten aufrecht erhalten wird.
Man darf darüber den Kopf schütteln, aber man darf auch überlegen,
ob solches Brauchtum wirklich verschwinden soll
und nur noch in den Dorfchroniken nachgelesen werden kann.

Und ... es gibt ja nicht nur das Suchen und die Larven,
wer einen genauen Blick auf das Programm wirft,
der wird viel Abwechslung drin finden.
 



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