Das Seelenfärbler-Thema


Christine B. berichtet aus dem Katastrophen-Gasteinertal

Eine Seelenfärblerin hatte mich angemailt, ich sollte doch mal Christine fragen,
wie es dort aktuell aussieht und sie hat mir gerade eine lange Mail geschrieben:

Guten Morgen Engelbert, aus unserem Gasteinertal im Salzburgerland kann ich folgendes berichten:

Die Situation hat sich schon sehr entspannt, noch immer sind zahlreiche Helfer
mit Hochdruck im Einsatz, um die vielen Murenabgänge zu beseitigen.

Tagelang hielt jeder den Atem an, was noch alles an Erde und Steinen von den Bergen herunterkommen wird.
Der Landesgeeologe sagte, es sind nicht -zig Muren im Salzburgerland abgegangen sondern Hunderte.

Dann kam uns die Wetterlage - Südföhn - zu Hilfe.
Weil keine Niederschläge mehr den gesättigten Boden trafen, stoppten die Murenabgänge.
Spezielle Bagger sind im Einsatz, so konnte der Murenabgang in der Klamm (Bundesstrasse B311)
beseitigt und die Strasse ins Gasteinertal hinein freigegeben werden.
Hier sind jedoch Millionensanierungen nötig, eventuell ein Tunnel muss gebaut werden,
weil es dort immer wieder Murenabgänge gibt.

Einige Tage war unser Tal ganz abgeschlossen und unsere Supermärkte hatten keine Milchprodukte,
kein Obst und Gemüse mehr, aber sonst gab es noch genug. Tiefkühlkost tut es ja auch.

Die B 167, die Gasteiner Bundesstrasse ist noch gesperrt,
auch noch nächste Woche, sie wird aber täglich für Lebensmittellieferungen
alle 2 Stunden kurz geöffnet, Privatfahrten sind nicht möglich.

Man schaffte jedoch ab gestern auf der steilen Badbergstrasse,
dort wo die größte Mure 2 Häuser ineinander schob,
eine einspurige, ampelgeregelte Durchfahrt nach Badbruck,
so dass das Tal jetzt verlassen werden kann.
Bad Gastein ist wieder erreichbar.

Man bittet jedoch, keine unwichtigen Fahrten zu unternehmen,
die Strasse ist eng und steil und sollte nur wichtigen Fahrten dienen.

Die Eisenbahnstrecke durch unser Tal (Bad Hofgastein - Spital)
wird mindestens noch eine Woche gesperrt bleiben.
Die Autoschleuse durch den Tunnel nach Kärnten hat heute wieder ihren Betrieb aufgenommen.
Täglich mehrmals per Hubschrauber erfolgt eine weitere Beurteilung der Lage durch den Landesgeologen,
der auch einen 100 m langen Riss durch die wichtige Zubringerstrasse nach Bad Gastein feststellte.

Auch die Kötschachtalerstrasse ist nicht befahrbar.
Die Bewohner können auf Umwegen durch eine schmale Waldstrasse aus dem Seitental herausfahren.

Wir selber sitzen in Böckstein, dem höchstgelegenen und letzten Ort im Gasteinertal
und merken nichts von alledem, hier gingen keine riesigen Muren ab, einige minikleine,
die nichts beschädigten, bei uns hier sind Felswände und die andere Seite ist dicht bewaldet.

Wir können auf der Promenade mit dem Hund spazieren gehen und abwarten,
wie sich alles weiter entwickeln wird.
Meine Arzttermine außerhalb des Tales habe ich verschoben.

Die 2 Frauen (Rentnerinnen), die jeweils in ihrem abrutschenden und zerstörten Haus
verletzt wurden - eine 79 jährige davon schwer, liegen im Krankenhaus Schwarzach
und müssen damit fertig werden, dass sie kein Haus - keine Heimat mehr haben,
die Hilfsbereitschaft der Leute im Tal ist jedoch groß.

Einige Häuser in Gastein sind noch evakuiert.

Mein Mann und ich hatten Glück auf unserer Heimfahrt
von Wien am Sonntag (als eine der letzten Autos) unser Tal auf einem Umweg noch erreichten,
sonst hätten wir einige Tage außerhalb des Tales in einem Hotel verbringen müssen.

Bilder kann man hier auf der Seite der Freiwilligen Feuerwehr ansehen - unter "weitere Bilder":

FF Badgastein

Mit lieben Grüßen, christine b