Neues von Nina
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Voller Euphorie, Glückshormonausschüttung ohne Ende ... fuhr ich am 2.Weihnachtstag 2019 vom eigentlichen Zuhause von Nina, Sven und den Enkelsöhnen zu mir zurück nach Hause. Im Kopf schon der Text, den ich sofort nach meiner Heimkehr an Engelbert schicken wollte, dann der für mich tatsächlich als SUPERGAU empfundene Umstand, mein Rechner sagte keinen Mucks mehr.

Dank der Zeit zwischen den Feiertagen, Inventur usw. bekam ich meinen Rechner erst gestern aus der Diagnose/Reparatur zurück.

Nun hole ich hier also nach, was bereits Weihnachten (mehr oder weniger) euch erreichen sollte.

Nach unglaublichen 654 endlosen Tagen oder genau nach 15.700 Stunden war Nina am zweiten Weihnachtstag für drei Stunden zuhause!


Das war ein wunderbares Erlebnis, denn Nina war "eine ganz andere Nina" im häuslichen Umfeld! Schwiegersohn und ältester Enkel hatten Nina um 10 Uhr aus dem Pflegezentrum abgeholt, sie hat die halbstündige Fahrt gut überstanden.

Das war nicht vorauszusetzen, denn dadurch, dass sie kaum noch im Wagen sitzt, hatte sie in der Vergangenheit schnell Probleme mit der Übelkeit, musste sich sogar bei Transporten mit Krankenwagen auch mal leicht übergeben.

An diesem zweiten Weihnachtstag passte aber alles!

Vor dem Haus angekommen haben Schwiegersohn und Enkel Nina untergehakt, damit sie so die paar Schritte ins Haus machen konnte, da die Stufe am Eingang mit dem Rolli zu überwinden eher schwierig sich gestaltet hätte.

Ninas Schwiegermutter aus Berlin, ihr jüngster Sohn und ich haben Nina im Haus voller Vorfreude erwartet. Nina strahlte über das ganze Gesicht! Dieses Strahlen hat sie (und uns) die folgenden drei Stunden begleitet.

Allerdings wurden wir auch innerhalb der ersten Minuten gewahr, dass das Haus sich nicht für eine Rückkehr in eben dieses unter den derzeitigen Umständen eignet. Es waren Millimeter, die es erlaubten, den Rollstuhl z.B. durch den Eingangsbereich, den Flur zu fahren etc.

Nichtsdestotrotz – es waren drei wunderbare Stunden zuhause. Sie erkannte ihr Zuhause wieder, wenngleich man auch immer berücksichtigen muss, dass das Erkennen da war, aber halt eben „anders“ als würde einer von uns nach Hause kommen, der keine Hirnschädigung erlitten hat. Nina schaute auf den Tannenbaum und erkannte sofort, dass neue Kugeln unter anderem dort hingen. Das sind die Kleinigkeiten, die unsere Herzen aufgehen lassen.

Mit großem Appetit hat sie das Grünkohlessen sich einverleibt und machte insgesamt einen sehr ruhigen und ausgeglichenen Eindruck. Sie ging auch viel offener mit ihren Jungen um, die dies sichtlich genossen haben! Meinem Schwiegersohn merkte man eine gewisse Anspannung an (vollkommen nachvollziehbar), die der älteste Enkel so kommentierte: "Oma, Papa muss doch nicht angespannt sein. Das ist doch nur ein Moment, den wir alle genießen können." Richtig!

Mein jüngster Enkelsohn hatte etwas gemacht, von dem ich vorher auch keine Ahnung hatte. Es klingelte irgendwann an der Haustür und der Lüdde meinte, er wisse, wer jetzt kommen würde.

Mein Schwiegersohn ließ den Gast ein, Nina schaute gen Haustür und dann ging ein Strahlen über ihr Gesicht und sie sagte: "Melanie!"

Dazu müsst ihr wissen, dass diese junge Frau die Nachbarin von Nina und Familie ist, man war bis zu dem Ereignis aber auch eng befreundet. Am Ereignistag hatte der Ehemann Sven beim Herausziehen von Nina aus der Dusche und der ersten Reanimation zur Seite gestanden. Das Erlebnis hat den Nachbarn so sehr geprägt, die Bilder der blau angelaufenen leblosen Nina, die bekommt er wohl bis heute nicht aus dem Kopf und empfindet dies als schlimmer als alles was er während seiner Zeit im Afghanistan Einsatz gesehen habe.

Das heißt, er hatte nicht den "Mut", am zweiten Weihnachtstag Nina zu begegnen. Auch seine Frau hatte dies über all die Monate nicht geschafft. Mein Enkel war dann aber zu ihnen gegangen, hatte berichtet, dass Mama das erste Mal wieder nach Hause kommen würde und sich gewünscht, dass dies Ehepaar rüberkäme.

Das "Wunder" war, dass Nina ohne zu zögern sofort den Namen ihrer Nachbarin präsent hatte. Ihr wisst, dass das teilweise mit uns zu Beginn sich schwierig gestaltete, Nina heute immer erst „warm“ werden muss, wenn sie jemand aus der Familie ( zum Beispiel ihren Neffen, der nur alle paar Monate aus Leipzig zu ihr kommen kann) länger nicht persönlich gesehen hat.

Melanie war aber von der ersten Sekunde ihr präsent und immer wenn sie wieder in deren Richtung blickte, dann strahlte Nina.

Nach drei Stunden merkte man dann an einigen Handlungsabläufen, dass Nina „müde“ wurde.

Schwiegersohn/Enkel brachten sie wieder untergehakt bis zum Auto, es wurde unsererseits noch geknuddelt etc. und dann fuhr Nina wie die Queen winkend und mit strahlendem Gesicht mit ihrem Mann zurück ins Pflegezentrum.

Dort verlief die Rückkehr ohne Komplikationen ( hätte auch anders verlaufen können, Verwirrung etc. hätten auftreten können), Schwiegersohn ist später am Abend extra noch mal zu Nina gefahren, aber die Betreuungskräfte konnten nur berichten, dass es keine Probleme gegeben hatte.

Wir wollen nun, nachdem Schwiegersohn erfahren konnte, dass das "nicht schlimm ist", wenn Nina mal stundenweise nach Hause kommt, er seine "Berührungsängste" abbauen konnte, sie regelmäßiger am Wochenende nach Hause holen.

Das soll mein Bericht zum Weihnachtsbesuch 2019 gewesen sein, ein allgemeiner Bericht über all die Dinge, die uns ansonsten in Bezug auf Nina und den Querelen mit der Heimleitung usw. umtreiben, den schreibe ich demnächst.

Für hier und heute euch allen noch ein gesundes, frohes Jahr 2020!

Eure Gedanken:



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