Die Nacht war nicht gut.
Viel zu laut, durch den Straßenverkehr, der auch in der Nacht nicht abreisst.
Und bei geschlossenem Fenster rauschte die Klimaanlage unangenehm.
Egal, wir haben ja Urlaub, und bald gibt’s auch wieder ruhige Nächte.

Der Tag beginnt mit dem Vogelgezwitscherwecker um 6.30 Uhr,
um 7 Uhr ist Frühstück und danach ziehen wir uns die guten Wanderschuhe an.

Alle Ausflüge, die heute geplant sind, reizen uns nicht wirklich.
Keine Lust auf Massenandrang.
Wir schnappen uns den Stadtplan, melden uns fürs Mittagessen ab und marschieren los.

Unser erstes Ziel ist die Standseilbahn auf den Burgberg.
Dazu müssen wir die Freiheitsbrücke überqueren, und vorbei an der Elisabethbrücke.
Ein kleines Abenteuer, wir haben uns von der Reiseleitung
aufschreiben lassen "2 Erwachsene, einfache Bergfahrt".

Der Spaß kostet 3000 Forint, keine Ahnung mehr, was das in Euro war.
Es wars auf jeden Fall wert.
Jetzt bei Tageslicht wirkt der Burgpalast immer noch, wie vergangene Nacht,
als ob die Zeit vor 40 Jahren stehen geblieben wäre.
Wir machen eine kleine Fußrunde, historisches Museum, Bibliothek, das Karmelitenkloster,
genießen die Aussicht auf die Donau, unser Schiff und das Stadtpanorama.

Aber dann wollen wir weiter.
Unser nächstes Ziel ist die Matthiaskirche (Bild oben).

Auf dem Platz vor der großen Kirche ist ein Bronzemodell aufgebaut ...



... das den Platz als Miniatur für sehbehinderte erfühlbar macht.
Beschriftet in Blindenschrift und von vielen Händen schon ganz blank poliert.

Weiter gehts zur Fischerbastei.



Wir haben gehört, dort gibt es viele kleine Kunsthändler.



Das wollen wir uns ansehen.
Und durch die kleinen Gässchen schlendern.

Gut, es sind etwa 20 Minuten zu Fuß, das ist nicht schlimm.
Und dann sind wir doch von den Menschenmassen erschlagen, die Mittags dort oben sind.
Wir haben Durst und kaufen uns an einem Stand zwei Fläschchen Wasser.
Beim Anstehen treffen wir Mitpassagiere vom Schiff, die genauso erschlagen sind von dem Andrang.
Sie empfehlen uns die Margaretheninsel und zeigen uns unser nächstes Ziel von der Brüstung.
Das sollte zu Fuß zu schaffen sein.
Denken wir.



Wir verabschieden uns und machen uns erneut auf den Weg,
wieder nach unten, Richtung Fluss.
Dann entlang der Uferpromenade, die zwar vielbefahren ist, aber einen komfortabel breiten Fußweg hat.

Der Blick auf das Pester Ufer ist wunderschön, Akademie, Universität, Banken, Bibliothek,
das Finanzamt und das Parlament ist auch bei Tageslicht eine Augenweide.
Die Kettenbrücke, an der wir vorbeilaufen, ist beeindruckend.

Auf unserer Uferseite reiht sich ein Hotel ans andere.
Alte und neuere Bauten, aber lange nicht so schön.

Und dann endlich die ewig lang erscheinende Margarethenbrücke,
in deren Mitte es einen Weg hinunter auf die Insel gibt.
Fußlahm, hungrig und verschwitzt nehmen wir die letzten hundert Meter
unter die Schuhsohlen.

Und dann umgibt uns grüne Ruhe.
Ein richtig großer Park.
Mit gekiesten Wegen.
Familien, Studenten, Kinder verbringen hier ihren Nachmittag, spielen auf den Grünflächen.
Und zwischendrin kleine Imbissgaststätten.

Wir suchen uns einen Schattenplatz und lassen uns Palatschinken und Guggurutz schmecken.
Einfach köstlich.
Dazu schön kaltes Wasser und frische Luft.

Wir überschlagen unseren Zeitplan.
Es ist fast 15 Uhr, um 15.30 Uhr müssen wir an Bord sein.
 Schade, denn auf der Margaretheninsel gäbe es noch viel zu sehen.
Es gäbe dort ein Thermalbad, die Möglichkeit, sich Fahrräder zu leihen,
um die Insel zu erkunden, einfach noch ein wenig im Gras liegen.

Doch wir entschließen uns, vernünftig zu sein, ein Taxi zu suchen
und uns zum Schiff bringen zu lassen.
Taxifahren war 1988 in Budapest schon ein Abenteuer (unsere erste Fahrt in einem Trabbi).
Heute ist es das, weil unser Fahrer wie ein Henker fährt.
Rote Ampel, Fußgänger, Vorfahrt, ich glaub, das gilt alles nix für Taxifahrer.
In 10 Minuten waren wir an unserem Anleger, mir kams vor wie eine Stunde.
Aber es war ein wunderschöner Tag gewesen.