Zu einer angenehmen Zeit, 7 Uhr, wecken uns heute die Vogerl.
Kurz darauf merken wir an den Geräuschen, das wir in Novi Sad (früher Neusatz) angelegt haben.
Es ist nur ein kurzer Stopp während der verlängerten Frühstückszeit.
Und es ist auch, zumindest hier am Anleger, nichts schönes an dieser Stadt zu sehen.

Wieder kommen Behörden an Bord und die Einreisekontrolle durchzuführen.
 Gleichzeitig wird Müll vom Schiff entsorgt und Frischwasser getankt.
Die Jungs von der Crew haben viel zu tun.
Alle müssen anpacken, auch das Servicepersonal, das beim Frühstück nicht gebraucht wird.

Von unserem Fenster aus können wir alles gut beobachten.
Und es ist schön zu sehen, dass sich keiner scheut, die Hände schmutzig zu machen.
Und wie jeder weiß, was er zu tun hat.

Die Lautsprecherdurchsagen weisen immer wieder darauf hin,
dass ein individueller Landgang nicht möglich ist, doch immer wieder
muss unsere Reiseleiterin uneinsichtige Passagiere
von der Gangway zurück aufs Schiff schicken.
So viel Unverstand muss man erst mal begreifen.

Nach dem gemütlichen Frühstück gehen wir aufs Sonnendeck
und schaun dem Gewusel zu.
Über eine Stunde sind die etwa 30 Leute wie eine Ameisenarmee unterwegs
und es scheint kein Ende zu nehmen.
Es hat schon etwas von Dekadenz, mit einem Glas Sekt
von oben auf die arbeitenden Menschen zu sehen.

Doch irgendwann ist wohl alles geschafft, es wird ruhiger
und dann wird der nächste Ausflug angekündigt.
Die Passagiere, die den heutigen Ausflug nach Novi Sad
und dem Felsenkloster Krusedol gebucht haben, sollen sich bitte bereit machen.
Die Busse kommen in Kürze.

Ein kurzer Blick nach unten und das ganze Foyer ist schon voller wartender Menschen.
 Da kommen die zwei Ausflugsbusse und als hätten sie Angst,
nicht mit zu dürfen, können mit einem Mal alle rennen.
Es ist ein köstliches Schauspiel, das von oben zu betrachten.

Wir haben uns entschieden, den Vormittag auf dem Wasser zu verbringen.
Die Sonne scheint, wir wollen das Schiff genießen, die Landschaft.
Nicht schon wieder so viel anschaun müssen.

Um 9.30 Uhr ist Weiterfahrt, wir legen mit Biscaya
ab und unser nächstes Ziel ist Beograd (Belgrad).



Die Landschaft ist wie aus der Zeit gefallen.
Natürliche Ufer, auf der nordöstlichen Seite mit hohen, felsigen Ufern.
Weit droben haben sich die Serben, die in Deutschland arbeiten, hier ihre Ferienhäuser gebaut.
Oder auch Familienwohnsitze, teils sehr komfortabel aussehend, andere wiederum klein und kuschlig.
Oft sitzen zwischen zwei Felsenreihen am Ufer kleine Lokale, mit Stegen für Fischer,
mit Terrassen für Gäste, die heute, am Sonntag, gut besucht sind.
Es findet Leben am Ufer statt.



Etwa auf halber Strecke fließt die Tisa (Theiss),
von Norden, aus Ungarn kommend, in die Donau.
Sie bringt das Wasser aus dem Balaton, eine kurze Strecke hat die Donau zwei Farben,
bis sich das Blau der Teiss mit dem Braun der Donau mischt.

Auf der anderen Seite ist das Ufer flach, die Landschaft eben.
Teils mit dichten Wäldern bewachsen, oft sieht man aber auch verbranntes Grasland
und flache Kiesbänke im Wasser.
Hier grasen Kühe, Schweine, trinken oder baden in der Donau.
Pferde und Esel sehen wir.
Und mittendrin Familien, die ihr Picknick am Ufer machen, die Kinder im Wasser toben lassen.
Es ist alles so friedlich.



Manchmal kommt ein kleines Dorf, der Kirchturm könnte auch irgendwo in Süddeutschland stehen.
Es ist die Heimat der Donauschwaben, die Batschka. Heimat meiner Schwiegereltern.
Zu Hause haben sich die beiden wahnsinnig über die viele Bilder gefreut, die wir für sie geknipst haben.

Die Donau hat diesen Sommer extrem wenig Wasser.
Darum sind auch nur sehr wenige Schubverbände unterwegs.
Seit Budapest sind wir keinem einzigen weitern Kreuzfahrtschiff begegnet.
Und so ist es ein richtiges Sonntagsgefühl, das Ufer an sich vorbeiziehen zu lassen.
Die wenigen Menschen, die an Bord geblieben sind, genießen wie wir die Ruhe.

Ganz diskret läuft der Decksteward seine Runden, räumt leere Gläser weg, nimmt Bestellungen auf.
Die Stunden vergehen wie im Flug und die nächste Durchsage kündigt das Mittagessen an.
Das Restaurant ist fast leer, wir sitzen allein an unserem Tisch, aber das ist auch mal schön.

Und dann sind wir an unserem nächsten Ziel schon angekommen.
Belgrad.
Ich konnte mir bis dahin von dieser Stadt nichts vorstellen.
Mir waren nur die schrecklichen Bilder aus dem Balkankrieg im Gedächtnis.

Die Anlegestelle für die großen Schiffe ist ein Stück weit die Save hinauf, ein weiterer Zufluss zur Donau.
Aber davon erzähle ich euch morgen.



Hier bitte Belgrad
Und dann an Deck, um den Abschied von Budapest zu genießen.
Noch einmal das Uferpanorama genießen, die Brücken, die schönen Fassaden,
die neue Oper, die Markthalle.
Und dann fließt die Donau frei dahin und es wird ruhig.