Rückweg, das klingt nach Ende der Reise. Aber es liegen noch viel interessante Ziele vor uns.

Zuerst einmal ist aktives Programm für heute erledigt. Wir suchen unser ruhiges Plätzchen am Schiffsheck auf. Da wir jetzt gegen die Fließrichtung fahren, müssen die Motoren mehr arbeiten. Das hört und riecht man dann auch.

Doch schnell wird uns klar, wenn wir etwas abseits sitzen wollen, müssen wir das in Kauf nehmen, zumindest, solange alle an Bord sind. Aber an die Geräusche gewöhnt man sich. Und der Dieselgeruch ist je nach Wind oft auch gar nicht mehr wahrnehmbar.

Wir kommen an Galati vorbei.



Die Stadt befindet sich an der Grenze zu Moldavien und ist geprägt von Schwerindustrie. Die größte rumänische Schiffswerft befindet sich dort, denn auch die größte Eisenhütte hat hier ihren Sitz.
 
Und wir kommen noch einmal an Oltenita vorbei (Bild ganz oben), dem Haltepunkt auf der Hinfahrt, an dem wir solange auf unsere Ausflügler aus Bukarest warten mussten. Auch diese Stadt ist von Werften und Schwerindustrie geprägt und reizt für keinen Ausflug, obwohl es dort mich Sicherheit ein paar schöne Kirchen zu sehen gäbe.

Lieber lassen wir die uns von der blauen Donau in den Abend tragen.



Heute kann ich euch ein wenig vom Tagesgeschehen auf unserer Reise berichten.

Wir haben es aufgegeben, uns im Pulk zwei Stunden nach dem reichlichen Mittagessen ans Kuchenbüffet anzustellen, um dünnen Kaffee und kleine süße Häppchen oder verlaufendes Eis zu erhaschen. Nein, das ist keine Kritik an der Küchencrew. Es ist einfach so, dass, wer nicht schon 10 Minuten vor Öffnung des Büffets ansteht, nix mehr bekommt. So verhungert kann doch keiner sein

Lieber ratschen wir mit unseren Tischnachbarn. Wir sind mittlerweile eine nette Gruppe geworden. Keiner drängt sich dem anderen auf. Die Tagesabläufe werden nicht zusammen geplant. Aber wir lieben alle sechs eher die Ruhe an Deck als die Unterhaltungsangebote.

Für den morgigen Tag, der auch wieder ein Flusstag werden wird, wurde vor zwei Tagen im Tagesprogramm gebeten, man sollte sich doch bitte anmelden, wenn man an einer Brückenführung interessiert ist. Sie haben von mehreren Kabinen noch keine Rückmeldung erhalten. Achja, da war ja noch was. Das haben wir vor zwei Tagen noch weit von uns geschoben, denn den üblichen Stau an der Rezeption brauchen wir ja nicht.

Also schlendern wir im Laufe des Nachmittags zu viert zur Reiseleiterin und erfahren, dass wir die letzten Gäste sind, die noch keine Führung gebucht haben. Da nur 8 Personen auf einmal daran teilnehmen können, sind wir die letzte Gruppe und nur zu viert. Hat doch was, später dran zu sein.



Abends erwartet uns wie immer ein reichhaltiges Menü. Doch es ist nicht so, dass man jeden Gang mitnehmen muss. Entweder es gibt in der Auswahl wirklich nichts, was schmeckt. Dann könnte man immer noch den Ober nach einer Alternative fragen. Oder man lässt einfach einen Gang aus.

Doch es ist tatsächlich so, dass die einzelnen Gänge wirklich nur Häppchen sind. Die Suppe wird meist in einer kleinen Tasse serviert. Die Vorspeise ist tatsächlich meist was ganz leichtes, oft Fisch, auf Salatbett, oder ein kleines Kanapee mit einem Aufstrich. Und selbst die Hauptgänge beschränken sich auf eine Menge, die man leicht essen kann. Der Nachtisch ist auch nur eine Kleinigkeit, oft ein bisschen Obst, mit etwas Eis oder ein winziges Gebäck aus der jeweils landestypischen Küche.

Auch das anschließende Obst- und Käsebüffet ist kein Muss. Und doch wird es jeden Abend vorm Verlassen des Restaurants gestürmt.

Eine kleine Anekdote dazu: Es gibt auf dem Schiff eine Suite. Diese Suite und die Kabine daneben haben zwei Paare gebucht. Man sieht ihnen auf den ersten Blick an, dass sie meinen, etwas Besonders zu sein. Sie haben als Privileg der Suitenpassagiere den wirklich allerschönsten Tisch im Restaurant, direkt im Heck, an einer großen Glasfront, mit Rückblick. Grandios, muss man wirklich sagen. Und sie haben das Privileg, sofern sie pünktlich da sind, als Erstes bedient zu werden. Es sei ihnen vergönnt.

Nun, diese vier Personen machen einen Kult aus ihrem Status. Ihr Auftreten ist lächerlich, denn es ist so richtig aufgesetzt. Die Damen mit Klunkern behängt, aufgedonnert, die Herren im Smoking. Allerdings passt ihr Benehmen nicht dazu, denn sie sind laut, sie sind aufdringlich und sie sind frech. Wenn sie fertig sind mit essen, sind wir oft erst bei der Vorspeise. Und wir lassen uns Zeit beim essen.

Ihr Weg zum Käsebüffet führt direkt an unserem Tisch vorbei, so dass wir dieses komödiantische Schauspiel täglich haben. Zur viert marschieren sie nach vorne. Ein vorwurfsvoller Blick auf das leere Büffet, und hocherhobenen Hauptes marschieren sie zurück.

Es ist aber küchentechnisch nicht machbar, das Büffet aufzubauen, solange das Abendessen noch läuft. Es ist ja nur ein kleines Schiff mit grad mal 150 Passagieren. Die Ober auf unserer Seite des Restaurants machen schon Witzchen. Und so wird "Käsebüffet" ein Synomym für diese kleine Reisegruppe.

Den ganzen Nachmittag über wurde Werbung gemacht für ein Reiserätsel. Die Zettel dafür könnten an der Rezeption abgeholt und dann ausgefüllt werden. Abends finde dann in der Panoramabar die große Rätselauflösung mit Prämierung der drei besten Teilnehmer statt. Wir haben keine Lust auf derartige Bespaßung, uns hat die Hochzeit schon gereicht, obwohl das schön war.

Also ziehen wir warme Jacken an, nehmen die Decken aus der Kabine mit an Deck und lassen die dunklen Ufer an uns vorbeiziehen. Manchmal kommen ein paar Raucher rauf, doch denen ist immer schnell kalt. Ja, die Nächte sind schon kühl Mitte September. Aber auch wunderbar klar. Und nach so viel frischer Luft und so vielen Eindrücken werden wir heute mit Sicherheit gut schlafen.