Nach dem Mittagessen geht es weiter, keine Zeit heute, auszuruhen. Die
Aussicht auf den Hafen von Vidin (Bild oben) ist aber auch nicht schön.
Ein verfallenes Hafengebäude, Bettler überall, die sogar frech genug
wären, aufs Schiff zu kommen, wenn nicht einer unserer starken Jungs
tatsächlich Wache stehen würde.
Es gäbe einen geführten Stadtrundgang, aber wir haben uns erkundigt, es
gibt nichts, was nicht in unserem kleinen Reisebegleiter nicht auch
stehen würde.
Zuerst einmal überqueren wir den Hauptplatz mit seinem Kriegerdenkmal.
Es erinnert an den Aufstand der Söhne des letzten bulgarischen Zaren
gegen die Türken im 15. Jahrhundert. Danach wurde die Stadt zum größten
Handelspunkt des Osmanischen Imperiums. Viel sieht man davon nicht mehr.
Eine wunderschöne Allee am Donauufer entlang führt uns zur großen
Festung Baba Vidin.
Sie wurde im 10. Jahrhundert auf den Ruinen eines alten römischen
Burgturmes errichtet und mehrfach im laufe der Jahrhunderte erweitert.
Heute beherbergt sie das historische Museum und das Tourismusbüro.
Ferner ist sie ein beliebter Ausstellungsort für einheimische Künstler.
Wir gehen noch ein wenig Richtung Stadtmitte, doch was wir sehen, ist
trüb, verfallen und dreckig. Als wir eine kleine Fußgängerzone
erreichen, in deren Mitte ein Springbrunnen vor sich hin plätschert,
wollen wir eigentlich ein wenig die Füße kühlen, aber es ist tatsächlich
so, dass der Boden mit Scherben und Unrat übersät ist. Überall wächst
Unkraut aus den Pflasterfugen. Nein, schön ist das nicht.
Zurück auf dem Schiff kommen uns viele Menschen zwischen Rezeption und
Eingang zur Panoramabar entgegen. Richtig, ein bulgarisches Quartett
gibt ein klassisches Konzert. Nein, lieber die Schuhe aus, Füße in der
Dusche kühlen und dann aufs Sonnendeck. Ein kaltes Bier tut nach dem Tag
so richtig gut. Und der Blick weg von dem bedrückenden Hafengebäude aufs
Wasser, das so ruhig dahin fließt.
Noch eine kleine Anmerkung, weil die Fotos heute so bedeckt aussehen.
Der Streckenabschnitt der Donau hier ist ein tiefer Einschnitt in die
Landschaft. Die Donau fließt praktisch in einem tiefen Becken. Dadurch
entsteht im Sommer sehr viel Dunst, im Winter ist hier sehr viel Nebel,
sodass die Schifffahrt oft sogar eingestellt werden muss. Die
Temperaturen erreichen im Sommer schnell mal über 40 Grad Hitze, und im
Winter gerne 30 Grad Minus, sodass die Ufer der Donau fest gefroren
sind.
Nach diesem ereignisreichen Tag ziehen wir uns nach dem Abendessen
allein aufs Sonnendeck zurück. Die Landschaft ist dunkel, und der Himmel
überzieht sich mit Wolken. Das erste Mal auf dieser Reise. Es wird
empfindlich kalt nachts, doch wir haben ja ein warmes Bett. Gute Nacht.
|