Vaters große Reise 1944

Folge 10









Gerlinde schreibt dazu:

 Endlich war wieder Klarheit in die Anordnungen gekommen.
Am 12. Juli hieß es "Leipzig adieu – es geht nach Wetzlar!".
So ca. 320 km trennen diese beiden Städte.
HUS – Heeres-Unteroffiziers-Schule – heißt das Ziel.
Dienst und Ausbildung gehen parallel, es ist wohl nicht immer leicht.
Aber der junge Mann ist auch mit ganzem Einsatz bei der Sache!
Dennoch ist er froh, dass es in Wetzlar relativ ruhig ist
und nicht so viele Bomben gefallen sind wie in Leipzig.

Das ändert sich am 20.7.1944!
Sicher wissend, dass man daheim auf eine Nachricht wartet,
gibt es die Meldung, dass er den Angriff gut überstanden hat.

Und dann muss sich Vater wohl von der Seele schreiben, wie es ihm mit diesem Angriff ging.
So genau wie möglich berichtet er.
Ich kann seine Erschütterung, so knapp dem Tod entgangen zu sein,
ein wenig erahnen in dem Satzteil "... ich habe Gott gedankt ...",
denn bevor er zur Wehrmacht ist, ist er aus der Kirche ausgetreten
und wollte "mit dem allem" nichts mehr zu tun haben.

Als Mutter eines Sohnes frage ich mich, wie meine Großmutter
auf den Satz reagiert haben mag, dass sich ihr Junge "keinen schöneren Tod ..." vorstellen kann.
Ich denke, es gab viele Tränen um den unvernünftigen Jungen und den sinnlosen Krieg.

Es war ja immerhin der zweite Krieg,
den sie in Sorge um einen lieben Menschen erlebte.
26 Jahre war sie alt, als der Mann in den Krieg musste ... und nun war sie 55 Jahre alt
und bangte um die zwei jüngeren Kinder.
Ein bißl beruhigend war ihr sicherlich der Satz, dass er an eine gesunde Heimkehr glaube.
Aber sie wusste auch, wie viel geschehen konnte!

In den Briefen geht es glücklich weiter: die Post aus Leipzig ist nachgereist!
Die Eltern, Schwestern, Nachbarn, die Freundin und ein Schulkamerad sind fleißige Schreiber.
Und dann gar ein Kuchenpaket!
Schön, dass die Verbindung zur Heimat noch so gut funktioniert.



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