Vaters große Reise 1944

Folge 11









Gerlinde schreibt dazu:

 Worüber berichten wir, wenn wir Briefe schreiben?
Ich erzähle gern, was mir Freude macht, welche Pläne und Erwartungen ich habe.
Manchmal auch, was um mich her in der Natur geschieht.
Oder ich schreibe von meinem Kummer.

Genauso geht es dem jungen Mann, der jetzt in der Heeresschule in Wetzlar ist.
Sozusagen "duales Studium" – einerseits lernen, andererseits der tägliche Dienst.

In einigen Briefen kann man den natur- und heimatverbundenen Burschen erkennen,
der unterm Sternenzelt vom Elternhaus und der Liebsten träumt.
An anderen Tagen wiederum habe ich das Gefühl,
dass er sich den Frust von der Seele schreibt.

Die Propaganda träumt noch immer vom schnellen Sieg
und lässt die jungen Männer auf der Elite-Schule nichts anderes glauben.

"In drei Wochen muß alles vorbei sein ..." – so lesen wir am 20.8.44!
Mein Mann sagt: "Waas? Da war doch längst die zweite Front eröffnet!"

Ja, heute wissen wir das.
Aber DIESE Nachrichten lässt man den jungen Männern wohl nicht zukommen.
Stattdessen werden sie mit Parolen gefüttert!
So glaubhaft gefüttert, dass sie meinen, sie müssten sie
als wichtige Merksätze, als Richtlinien verinnerlichen.

Dabei erleben sie von Tag zu Tag in Wetzlar mehr Chaos, mehr Planlosigkeit.
Was wird werden?

"Schlafen in Kleidern" – das heißt, Tag und Nacht bereit sein für ???



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