Vaters große Reise 1945 + 1946

Folge 18










Gerlinde schreibt dazu:

Text für 8.3. bis 13.5.1946

Wie glücklich ist der Kriegsgefangene, dass er nun,
im März 1946, wieder Post von daheim erhält.
Er hat erfahren, dass Bomben gefallen sind auf sein geliebtes Waldkirchen,
dass Flüchtlinge im Dorf leben und es an allem fehlt:
Lebensmittel sind knapp, Baumaterial für die zerbombten Häuser wird gebraucht
und junge, gesunde Männer, die zupacken könnten.
Es zieht ihn mit allen Fasern nach Hause!

Einmal im Monat Post zu bekommen ... es ist für Werner schwer auszuhalten!
Und so fragt er sich: Die große Schwester hat Geburtstag,
wird ihr Mann inzwischen daheim sein?
Und die zweite Schwester, die im Lazarett gearbeitet hatte, wie wird es ihr ergangen sein?
Ungewissheit kann er so schlecht aushalten!

Offensichtlich ist aber im April doch noch Post angekommen
und so können auch wir erfahren, wie es Werner hier in der Nähe von Châteauroux geht.
Es geht ihm nicht schlecht - aber die Gedanken an die Eltern, Schwestern, Freunde,
sie nagen ständig an ihm und mit jedem Tag wird der Wunsch größer, nach Hause zu kommen!


Text für 7.7. bis 6.10.1946

Er hat es probiert, der junge Draufgänger!
Gemeinsam mit seinem Freund wollte er es zwingen,
die Heimat zu erreichen ... 150 km von ca. 1 000 km
haben sie "nur" bezwingen können.

Ich staune immer wieder, dass er sich nur kurz unterkriegen lässt
und dann mit unendlichem Optimismus die neuen Aufgaben anpackt.

Er hat in Waldkirchen in der Nachbarschaft zur Bäckerei gelebt
und war dort gern dabei, beim Backen und Kochen zu helfen.
Für einen Kriegsgefangenen im Westen war eine Küche oder eine Bäckerei
eine willkommene Arbeitsstelle!
Der Gedanke, dass es in drei Monaten vielleicht heimwärts gehen könnte,
beflügelt einerseits – die fehlende Post macht Kopfzerbrechen.

Der Krieg hatte auch Auswirkungen auf das Leben der Schwestern,
die große, die sich daheim um die Eltern und Schwiegereltern gesorgt hat,
mit sog. "Hamsterkäufen" gegen den Hunger und die Krankheit der Eltern gekämpft hat.

Irgendwann gab es nichts mehr, was man eintauschen konnte!
Und die Fahrten waren - erst recht für eine junge Frau - gefährlich!
Von ihrem Ehemann fehlte lange Zeit jede Nachricht.

Und die jüngeren Geschwister?
Der Bruder weit weg in Gefangenschaft im fernen Frankreich
und die Schwester hatte den "Mann fürs Leben" im Westen des Landes gefunden.
Wie würde es im kleinen Dörfchen im Erzgebirge weitergehen?



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