Vaters große Reise 1947

Folge 21









Gerlinde schreibt dazu:

Vaters große Reise 8.6.47 bis 26.10.47

Wie beruhigend zu lesen, dass die Hunger-Zeit für Werner vorbei ist!
Die Strafe für die versuchte Flucht in die Heimat ist getilgt.
Die Hungerkrise dank Gottes Hilfe überstanden - Vater kann wieder
von der Entlassung in Richtung Heimat träumen,
er fiebert regelrecht, die Lieben daheim wieder zu sehen.

Das "Steh-auf-Männchen" ist gesund geworden, hat an Gewicht zugelegt,
aber noch ist Werner in Auxonne.
Die Sternelpost bringt sehnsüchtige Grüße ins Erzgebirge.

Auf "Kommando" sein, heißt für Werner, wieder in der Landwirtschaft arbeiten dürfen.
Das ist eine Arbeit, die er von klein auf kennt und liebt!

Mitte September 47 - die jüngere der beiden Schwestern
ist mit ihrem Mann daheim im Gebirge gewesen.
Wie gern wäre "dar Klaane" auch dabei gewesen.
Noch kann es nicht sein, doch Werner überlegt, wie es für ihn weitergehen könnte.

Und nun, Ende September 1947, erfahren wir etwas genauer, wie es Werner geht.
Er ist einer guten Familie zugeteilt, die ihm nicht nur Arbeit gibt,
sondern umfassend und gut für ihn und die anderen Kriegsgefangenen sorgt.

Zu Kindern hatte Werner stets schnell einen guten Draht – das war Zeit seines Lebens so.
(Ich glaube, diese Eigenschaft hat er seinen Kindern und Enkeln "vererbt" ;) ).

Nicht nur sein "Patron" und die Familie sind gut zu ihm,
Werner sagt es vom gesamten Ort:
"Die Bevölkerung ist gut und wir können uns vollkommen frei bewegen."
Das war bei weitem nicht für alle Kriegsgefangenen so!

Mitte Oktober hat sich Werner entschieden ... er stellt den
Zivilarbeiter-Antrag und hofft, dass es die richtige Entscheidung ist.

Ich muss schmunzeln, als ich den Eintrag vom 26.10.47 lese:
"Seit Donnerstag, 23.10., bin ich aus der Gefangenschaft entlassen"
Warum ich schmunzle?
Am 22.10. (1951) war der Hochzeitstag meiner Eltern!

Ich hatte letztens gefragt, wie lange es wohl noch dauern wird, bis er nach Hause kann.
Wir gehen einer weiteren Weihnachtszeit - fern der Heimat - entgegen.
Aber in Werners Briefen kann man die Vorfreude
auf einen möglichen Besuch daheim Anfang 1948 lesen.

Auf jeden Fall fühlt er sich freier als bisher - Zivilarbeiter ist
eine bedeutend schönere Situation als die des Kriegsgefangenen!

Wir dürfen neugierig sein, was das Jahr 1947 noch bringen wird.



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