30.6.
Heute:
Die beiden kleinen sind jetzt 1,5 und 2,2 cm hoch und haben jeweils 2 große
Blätter und zwei kleine. Die großen bekommen in der Mitte schon rote Tupfen
und außen einen Rand wie mit dem Teigrädel (beim Keksebacken)
ausgeschnitten.
Das große Ungetüm habe ich bei einer Höhe von 3,5cm ausgerissen. Dieser
Samen war bestimmt nicht per Post, sondern von der Wuhleböschung
(Uferlandschaft hinter unserem Grundstück) gekommen.
Die drei übrigen Sämlein sind nicht zu neuem Leben erwacht, aber vielleicht
bilden sie Humusnahrung für die anderen.
Im weiteren Verlauf:
Der erste Grünling wächst ziemlich rasch. Sieht eigentlich nicht anders aus
als Brennesselsaat, die mir aus meinem Garten recht vertraut ist. Na ja,
wahrscheinlich sind ja die Nesselchen damit verwandt. Mit der Zeit erhebt er
sich aber doch gewaltig über die anderen beiden.
Noch einen Tag später:
2 weitere Keimlinge. Kann mir gar nicht vorstellen, daß so was winziges und
empfindliches meine Pflege überlebt. Tröpfele das Gießwasser äußerst
vorsichtig in den Topf, damit nur kein dicker Tropfen auf ein Sämlein
plumpst und es zerdrückt.
Gar nicht lange danach:
Da grünt schon was, ein einziges Pflänzlein. Es läßt sich nicht sagen, ob es
aus dem gequollenen Samen kam. Sie sind allesamt nicht mehr von der Erde zu
unterscheiden.
Drei Tage später:
Ein Samen ist etwas dicker geworden, die anderen kann man kaum wiederfinden.
Vierter Tag:
Nur noch den Anrufbeantworter abhören, ein paar Rückrufe, ausschalten und
selbst abschalten! Es ist Wochenende! „Schlumpersachen“ angezogen und mit
Blumentopf und Schaufel in den Garten. Komposterde? Nein, die ist zu grob
zum Aussäen so feiner Körnchen. Also ganz normale Gartenerde von einem gut
gepflegten Beet mit hoffentlich wenig Unkrautsamen.
In der Küche dann die Körnchen (mit Hilfe der Lesebrille) in das Töpfchen
drapiert - Töpfchen in ein Schüsselchen - Schüsselchen mit Wasser gefüllt.
Per Gießkanne von oben? – wer weiß, ob da noch was von den Samen
übrigbliebe. Die Erde ist jetzt richtig durchgefeuchtet und die etwas
helleren Sämlein sind alle fünf gut zu erkennen.
Dritter Tag:
Nach der Arbeit Kuchen backen, wird morgen früh im Büro gebraucht. Es gibt
da so gewisse Pflichten – jeder ist mal dran. Heute also ich. Jetzt in der
Küche mit Erde herumgratschen – nein, das geht nun wirklich nicht.
Zweiter Tag:
Ein stressiger Arbeitstag, eine Überstunde, noch einen
Geburtstags-Pflichtbesuch, dort zufällig alte Freunde getroffen, mit denen
ich schon ewig nicht zusammentraf.
Ein sehr langes, vertrautes Gespräch – hat mal richtig gutgetan. Ist viel
später geworden als geplant. Zu Hause auf dem Tisch liegen immer die
Erledigungszettel und was ich sonst am Abend nicht vergessen darf. Heute
unter anderem: die Nesselchen. Aber es ist schon zu dunkel draußen.
Ankunft:
Post im Briefkasten – ausnahmsweise nicht dienstlich und auch keine
Rechnung: 5 winzigkleine Körnchen fand ich nach dem entfalten der
Verpackung, welche ich lieber sofort wieder schloß.
Ein bißchen Zugluft, ein Nieser oder sonst ein Ungemach – aus ist es mit den
Nesselchen. Draußen hat es geregnet, die Erde ist ganz naß. Muß meine
Aktivitäten auf morgen verschieben, denn Blumenerde in Plastiktüten aus dem
Gartenmarkt – so etwas gibt es nicht in meinem Haushalt. |