(geschrieben von Karin)
Hallo, da bin ich wieder...
Ich wette, der oder die ein oder andere hat mich ganz mächtig vermißt,
während ich in Krefeld bei (der "Butterfliege") Karin die Zeit verbracht
habe?!
Ich hatte schon gedacht, ich hätte die Ankunft verschlafen, weil ich so
lange im Umschlag lag und in der Dunkelheit so müde wurde... Im Traum hörte
ich den Postboten und das Klappern eines Briefkastens, aber danach passierte
erst einmal lange Zeit gar nichts. Karin hat mich erst ein paar Tage später
geweckt, als sie nämlich ihre Eltern besuchte, die ihr von meiner Ankunft
gar nichts erzählt hatten. Das 25-jährige Mädchen schickt größere Post immer
zu ihren Eltern, weil sie da sicher sein kann, dass sie auch ankommt,
während bei ihr im Haus öfter die Post gestohlen wird. Und "so wertvolle
Post" wie mich, sagte sie, wollte sie "unter keinen Umständen verlieren".
Aber lange Rede, kurzer Sinn... Als sie mich sah, war sie sofort neugierig
und wollte genau wissen, was ich alles zu erzählen habe. Auch die
Reiseberichte hat sie gelesen und fand die lieben Kommentare der von mir
bereisten Personen genauso schön wie ich selbst!
Mich mag sie auch sehr gerne. So gerne, dass sie mich keinen Tag aus den
Augen gelassen hat und mich fast überall hin mitgenommen hat.
Karin hat ganz schön viel zu tun, ist viel unterwegs. Manchmal frustet sie
das, erzählte sie mir, weil ihr Mann so selten etwas von ihr hat.
Erst eine Woche bevor ich zu ihr kam, hat sie eine Projektwoche in Istanbul
verbracht. Sie war dort mit ihrer Klasse und einer Gruppe niederländischer
Azubis und hat dort in verschiedenen sozialen Einrichtungen gearbeitet...
Sie alle wollen Erzieher/innen werden.
Ich habe sie gefragt, warum sie denn jetzt erst eine Ausbildung macht und
wieso sie die 12. Klasse besuchte. Das Abitur macht man doch mit 18 Jahren,
dachte ich. Doch sie erklärte, dass sie lange unschlüssig darüber gewesen
wäre, was sie beruflich machen wollte und nach der FOR alles mögliche
ausprobiert hat, sogar richtig gearbeitet hat (z.B. als Instructorin oder
Lageristin). Erst als sie arbeitslos geworden ist und über ein Jahr lang zu
Hause blieb, bewarb sie sich für die Ausbildung zur Erzieherin – und was
soll ich sagen: Sie ist in dem Beruf genau richtig aufgehoben! Innerhalb
dieses Bildungsganges kann sie gleichzeitig das Abitur machen. Das ist so
etwas wie eine Doppelqualifikation und drei Mal so anstrengend, als wenn man
erst das Abitur und dann die Ausbildung macht; aber sie sagt, dass es ihr
sehr viel Spaß machen würde. Für die neuen "11er" hat sie, als eine von zwei
Personen, die deren Klassenfahrt im nächsten Jahr organisieren, einen
Begrüßungstext geschrieben, in dem steht: "... es werden die härtesten, aber
auch schönsten vier Jahre eures Lebens werden!"
Weil sie mit ihrem Mann
(Karin ist seit 3-einhalb Jahren glücklich
verheiratet) so selten etwas unternehmen kann, haben die beiden gleich zu
Beginn der Sommerferien ein verlängertes Wochenende in Frankfurt am Main
verbracht. Ihre Schwester Monika arbeitet dort und fährt an den meisten
Wochenenden zu ihrem Mann nach Essen, so dass ihre Wohnung in der Zeit leer
steht. Für Karin und ihren Mann hat sie Schlüssel hinterlegt, so dass die
beiden jederzeit zu ihr kommen können, wenn sie wollen. Das machen die
beiden auch, seit sie verheiratet sind, jedes Jahr im Sommer. Zu mehr Urlaub
haben sie kein Geld. Vor allem jetzt nicht, wo Karin die Ausbildung macht
(denn dafür gibt es keine Vergütung) und ihr Mann arbeitslos ist (und von
Hart IV lebt).
Dieses Jahr haben mich die beiden kurzerhand mitgenommen.
Wir saßen zu dritt im Zug, genossen die Fahrt und kamen nach etwa 3 Stunden
in der Frankfurter Wohnung an. Dort trafen wir ihre Schwester, eine sehr
nette Chemikerin, die uns allen ihren Arbeitsplatz in Höchst zeigte. Höchst
ist ein Stadtteil von Frankfurt und gleichzeitig der Name eines ehemals
riesigen Chemiekonzerns, der aber vor ein paar Jahren in ganz viele kleine
Subunternehmen aufgesplittet wurde.
Nach dieser kleinen Tour wollten Karin und ihr Mann noch etwas durch die
Frankfurter Innenstadt gehen. Sie zeigten mir die Skyline von Ffm,
die
voller Wolkenkratzer ist und scheinbar nur gelegentlich von alten Bauten
unterbrochen wird...
Hier ein paar Bilder von Frankfurt:
der "Iron-Man" in Frankfurt:
ich und Frankfurt :))
der Dom:
Wir waren aber nicht lange unterwegs, denn die beiden wollten früh ins Bett
gehen, um am nächsten Tag wieder früh los zu fahren. Nach Idar-Oberstein in
Rheinland-Pfalz wollten die beiden. Dort war Papa Engelbert auch schon ...
und ich wußte, dass es eine wunderschöne Stadt mitten in der
Edelsteinschleife ist.
Das bewiesen mir die beiden dann auch, nämlich indem sie mich mitnahmen
durch die vielen Edelsteingeschäfte, das Museum und, ja, ich war auch in der
Felskirche drin: diese in einen Felsen gehauene, scheinbar schwebende
evangelische Kirche oberhalb der Stadt!
Nicht nur für Karin und Sascha war
es ein absolutes Highlight, dort drin gewesen zu sein.
Was glaubt ihr? Da steht eine Kirchenorgel mitten im Felsen ...
... und in den
Glockenturm kann man einfach so rein schauen!
Nach diesem tollen Erlebnis gönnten wir uns ein Eis beim Café Venezia, von
dem die beiden sagen, dass es dort das beste Eis weit und breit gibt. Ich
mag es ihnen gerne glauben.
Am Sonntag sind wir wieder zurück nach Krefeld gefahren, aber nicht ohne den
Ironman-Lauf am Frankfurter Dom bzw. Mainufer mit zu erleben.
Und wißt ihr was? Ich war sogar im "Struwwelpeter-Museum",
wo alle möglichen
Sammlungen rund um den Struwwelpeter ausgestellt wurden. Ich hätte nicht
gedacht, dass es so viele Varianten der bilderreichen Geschichten rund um
"Sitte und Moral" für Kinder gibt... sogar ein Struwwelpeter-Buch gegen den
2. Weltkrieg (veröffentlicht 1940) gibt es!
Ich dankte den beiden sehr für diesen Ausflug, war dann aber doch sehr
gespannt auf das, was mich in Krefeld so alles erwarten würde...
"Aber das muß auch noch ein Weilchen warten..." sagte Karin. "Erst einmal
arbeite ich in der Sommerferienbetreuung im Campus in Kempen. Zwischendurch
zeige ich dir beide Städte und das, was ich so alles mache, hab Geduld!"
3 Wochen lang arbeitete Karin in der Sommerferienbetreuung eines
Freizeitheimes in Kempen (am Niederrhein) mit Kindern zwischen 6 und 10
Jahren.
Sie aß mit den Kindern zu Frühstück und Mittagessen, spielte jede Menge
Spiele mit ihnen (ihr Lieblingsgesellschaftsspiel wurde dabei "Kuh & Co.",
was wohl so ähnlich ist wie Kniffel, nur viel lustiger), machte interessante
Spielaktionen, Bastelarbeiten (wobei der absolute Renner offensichtlich
Armbänder waren, denn davon brachte sie ganz viele mit nach Hause...),
unterhielt sich mit den Kindern und Erwachsenen und hatte jede Menge Spaß!
Mir zeigte sie die Kempener Innenstadt, die Burg
(an welcher zu Sankt Martin
immer ein tolles Feuerwerk gemacht wird, bevor es zum "Buttermarkt" zum
Martinsfeuer geht..., wie sie mir erzählte). Oft saßen wir bei "Brustolon"
und aßen Eis (Karins Lieblingseis ist "Joghurteis mit Erdbeeren") ... und
einmal war ich sogar mit dem jungen Paar im Kino: Das Lichtspielhaus kann
man weltweit via Webcam sehen. Es ist auch das einzige Kino im ganzen
Umkreis, das im "alten Stil" gehalten ist und wo man noch rauchen darf!
Ich würde ja nie im Leben rauchen, das wäre fatal, schon allein für mein
Aussehen. Aber Karin und ihr Mann Sascha tun das und sind deshalb froh, dass
es so etwas noch gibt...
Ihre Wohnung ist übrigens immer gut gelüftet und riecht aromatisch nach
irgendwelchen Duftölen oder –sprays... Trotz Qualm können die beiden noch
gut riechen, wenn auch bestimmt nicht so gut ihre Katzen! Das sind übrigens
zwei ganz wunderbare Geschöpfe, die sich zwar (meistens nachts, wenn die
beiden Menschen schlafen) gerne "auf die Möppe hauen", weil sie sich
gegenseitig nicht ausstehen können, aber ansonsten allerliebst wirken.
Kylie
hat meine Gedichte übrigens auch verschlungen...
Das ist eine ganz
Intelligente! Die macht immer, was man ihr sagt, versteht ihre Menschen sehr
gut – und ihr wird nie langweilig: sie findet immer eine Beschäftigung.
Während Bonnie (die ältere von beiden)
am liebsten schmust und schläft, wie
es die meisten Hauskatzen tun, streunert Kylie durch die ganze Wohnung;
abends hockt sie am liebsten auf dem Balkon und schaut in die Dunkelheit
hinaus. (*pssst* Dabei habe ich mich schon mal heimlich zu ihr gesellt...
denn der Blick (40 m) über die Stadt ist einmalig schön
– vor allem die
Wetter: wenn die Sonne auf-
oder untergeht, es geregnet hat und die Sonne
wieder scheint, dann sieht man die wunderschönsten Wolken- und
Lichtformationen oder Regenbogen!).
Übrigens engagiert sich Karin nicht nur für Kinder, sondern auch für Tiere
(im Tierschutzbund) und kranke, verletzte Menschen. Sie spendet mindestens
einmal in der Woche Blutplasma und alle drei Monate Vollblut. (Einmal hat
sie mich dazu mitgenommen; ich konnte ihr gut die Zeit vertreiben!)
Karin wollte nicht, dass mir langweilig wird. Sie wollte mir am liebsten so
viel wie möglich von Krefeld und der Umgebung zeigen, auch Dinge, die sie
selbst noch nicht gesehen oder erlebt hat.
Also ging sie mit mir z.B. zur Krefelder Galopprennbahn;
war aber
enttäuscht, weil das so teuer war, die Rennen nicht mal minutenlang (und man
die Pferde deshalb kaum zu Gesicht bekam), die Gesellschaft dort elitär und
nur zum Wetten da...
Die Fahrt mit der "Schluff" war da schon viel interessanter. Mit dieser
historischen Eisenbahn ist sie als Kind einmal gefahren. Sie wohnte früher
auch direkt an den Bahngleisen; immer wenn die "Schluff" mit einem
fröhlichen "Hüüüüt" ertönte, rannte sie zu den Schienen und winkte den
Leuten zu, die in den Waggons saßen.
Ein Schaffner erzählte uns, dass die "Schluff" 1947 in Betrieb genommen
wurde. Die Waggons sind allerdings noch viel älter (z.B. von 1912)... Zuerst
hat die Dampflokomotive Kohle von Sankt Tönis nach Moers transportiert,
später auch Personen. Heute kann man mit ihr "nur noch" an Wochenenden oder
speziellen Tagen/Ereignissen Ausflüge zum Hülser Berg machen, was wir dann
auch taten... (Es soll sogar Leute geben, die sich in der "Schluff" das
Ja-Wort geben, habe ich gelesen!)
Ihr Mann Sascha liebt übrigens Züge und noch mehr Straßenbahnen. Er wäre am
liebsten Straßenbahnfahrer geworden... Stattdessen ist er (arbeitsloser)
Industriekaufmann.
Sascha spielt, wenn er nicht fernsieht oder am Computer sitzt, mit Karin
gerne Badminton oder Tennis.
Ersteres haben sie dann einmal an Holthausens Kull
gemacht, das ist ein
kleiner See in der Nähe ihrer Wohnung. Ganz früher hat das mal einem
adeligen Herrn gehört. Es hieß: Wer hier wohnt und eine eigene "Kull" hat,
der hat es geschafft – so wie wenn man heute ein Haus auf Mallorca hat.
Der See ist umgeben von einer großen Wiese und an einen kleinen Tümpel, wo
sich sehr viele Tiere (wie Frösche, Enten und Fische) tummeln,
angeschlossen. Von dort aus kann man bestimmt auch die Perseiden, die bald
wieder "fliegen", beobachten, denn abends sieht man viele Sterne; die
Lichter der Stadt verdecken sie von dort aus nicht.
Ich habe noch viel mehr erlebt in den paar Wochen mit Karin und ihrer
kleinen Familie (z.B. waren wir in Düsseldorf auf den Rheinterrassen und der
Sommerkirmes, sind durch die Krefelder Innenstadt gelaufen oder haben ihre
(beider) Eltern besucht, ...), aber ich glaube, ich habe schon mehr als
genug erzählt...
Jetzt wird es Zeit für neue Eindrücke und Erlebnisse. Es gibt noch so viel
mehr zu entdecken und erzählen... Ich bin jetzt schon gespannt, wo es mich
als nächstes hin verschlägt. Ich weiß auf jeden Fall: Es wird bei einer sehr
lieben Person sein!
Bis bald, euer Klaus.
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