Heute:

Bettina K.

54, verheiratet, zwei erwachsene Söhne.
wohnt im südlichsten Sachsen-Anhalt, Burgenlandkreis, in einem 100-Seelen-Dorf.

1. Freust Du Dich auf das Weihnachtsfest ?
Ja, sehr. Ich liebe die Vorweihnachtszeit.

Ich habe nur den Eindruck, im Advent immer weniger Zeit zu haben. Von Jahr zu Jahr vergeht die Zeit schneller.
2. Verbringst Du das Weihnachtsfest mit der Familie oder bist Du alleine ?
Wir feiern Weihnachten in der Familie. Alleine war ich noch nie. Ich könnte Weihnachten aber auch nicht woanders als Zuhause verbringen, da würde mir ganz viel fehlen.

Doch, etwas könnte ich mir vorstellen: Weihnachten in Südtirol, zur Mitternachtsmette gehen, am Feiertag dann mit dem Pferdeschlitten durch den Schnee fahren ... ja, das wäre ein Traum!

Urlaub am Strand bei Sonne und Wärme wird es bei mir nie geben, soviel ist sicher.
3. Ist für Dich die Adventszeit eine Zeit der Besinnung und Erwartung ? Kannst Du Dir die Muße dafür nehmen ?
Advent heißt ja Ankunft. Der Advent ist eine Zeit des Wartens. Es gibt ein Fest, auf das wir zugehen und uns vorbereiten. Es ist ein besonderer Tag, dieser Weihnachtstag. Und der Weg dorthin ist wertvoll und wichtig.

Sehnsucht, Hoffnung, Zuversicht ... sie lassen sich so schwer in Worte fassen. Und doch spürt jeder Mensch tief in sich, wie wichtig diese drei Gefühle sind, auch wenn man vielleicht keiner Kirche angehört.

Es ist nicht immer einfach, im Alltag Tiefe wahrzunehmen. Sehr oft bleibt das Leben "an der Oberfläche" und die Menschen hetzen durch die letzten Wochen des Jahres.

Auch begegne ich immer mehr Menschen, vor allem jüngeren, die sich gar nichts mehr aus der Adventszeit und Weihnachten als Familienfest machen. Die es nur als Stress ansehen. Meine Söhne nehme ich davon nicht aus.

Dabei lädt der Advent dazu ein, sich immer wieder hineinzuwagen in das, was sich kaum in Sprache ausdrücken lässt. Jeden Tag die kleinen "Geschenke" bewusst wahrzunehmen, schenkt Freude, Gelassenheit und bereichert den Alltag: das Lächeln meines Gegenübers, das nette Wort eines Fremden, eine liebevolle Umarmung, der Kerzenschein in der Dunkelheit.

Konkret zu Deiner Frage:

Ja, ich versuche im Advent, innere Ruhe zu finden, anzukommen, bewusst einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Ich beginne meist sechs Wochen vor Weihnachten damit, an jedem Wochenende auf das Weihnachtsfest hinzuarbeiten: zuerst werden die Fenster mit weihnachtlichen Gardinen dekoriert, Decken mit Weihnachtsmotiven aufgelegt, Plätzchen gebacken, dann wird an einem weiteren Wochenende der Innenhof weihnachtlich dekoriert mit kleinen Tannenbäumen, Lichterketten, Figuren, Schlitten, selbstgebundenen Kränzen und zum ersten Advent steht dann der große Außenlichterbogen.

Drinnen kommen ebenfalls die Beleuchtungen in die Fenster, ein Schrankwandfach wird ausgeräumt und hinein kommt eine Miniaturweihnachtsstadt, tief verschneit. Und natürlich weitere Deko in der ganzen Wohnung. Ein Wochenende ist reserviert zum Schreiben von ca. 15 Weihnachtskarten per Hand, und dem Packen von Weihnachtspaketen.

Meine schönste Zeit im Advent ist in der Dämmerung bei Kerzenschein und weihnachtlicher Musik.
4. Wirst Du Plätzchen backen (wenn ja, welche Sorten) ?
Das habe ich schon getan, drei Bleche. Schwarz-Weiß-Kekse, Nougat- und Mohnplätzchen. Vielleicht backe ich noch Heidesand und Haferplätzchen. Für mich ganz allein (die anderen mögen diese Kekse nicht so) backe ich Essigplätzchen, die sind fast ohne Zucker.
5. Schreibst Du noch Weihnachtskarten mit Hand ?
Ja, das tue ich immer noch. Ich finde, das Kostbarste, was man einem Menschen schenken kann, ist Zeit und die nehme ich mir an einem Adventswochenende, um etwa 15 Weihnachtskarten mit Hand zu schreiben. Meist mit einem schönen Gedicht oder Spruch dabei. Ich habe auch schon Weihnachtskarten selbst gebastelt.
6. Wird es bei Dir/Euch in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum geben ?
Einen Baum gibt es immer, jedoch nur einen kleinen, den man noch auf ein Tischchen stellen kann. Der ist meistens ein echter Tannenbaum in gepflanztem Zustand in einem Topf. Später kommt dieser in den Garten. Wir haben nur einen kleinen Weihnachtsbaum, da wir einen Hund haben und auch nur ein kleines Wohnzimmer.
7. Wenn ja ... wie wird er geschmückt sein (wie immer ? ... Farbe, welche Lichter, welche Spitze) ?
Sehr traditionell in gold und rot, ohne Lametta. Nur Strohsterne, wenige Kugeln, Schleifen, Holzanhänger aus dem Erzgebirge. Die Spitze ist mundgeblasen. Die Beleuchtung ist je nach Laune unterschiedlich, mal eine Lichterkette farbig, aber ich habe auch beleuchtete Weihnachtskugeln.

Aber immer elektrisch, nie echte wegen dem Hund. Der hatte sich mal an einer auf der Tischecke stehenden brennenden Kerze fast den Schwanz angezündet ;o). Außerdem bellt er, wenn ich Kerzen anzünde - echter Feuerwehrhund eben!
8. Wer kauft denn den Baum und wer schmückt ihn ?
Beides - ich!
9. Kannst Du Dich an einen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen erinnern ?
Nein, eigentlich nicht.
10. Schenkt Ihr Euch etwas ? Wenn ja ... hast Du die Geschenke schon oder kaufst Du sie erst kurz vor Weihnachten ? Sind Geldgeschenke/Gutscheine einfallslos ?
Wir als Paar schenken uns nur Kleinigkeiten. Dafür schenken wir uns gern einen dreitägigen Hotelaufenthalt, z.B. in Dresden, Seiffen oder Oberhof, der dann gleich Anfang des neuen Jahres stattfindet.

Wir haben Betriebsruhe bis nach dem 6.Januar.

Die zu beschenkenden Familienmitglieder wie Mutter, Brüder, Tanten, Onkel bekommen Leckereien, Selbstgemachtes, Hochprozentiges oder werden zum Essen in eine Gaststätte eingeladen.

Unsere Söhne wünschen sich Geld, das finde ich entspannend und nicht einfallslos, denn wir haben einen unterschiedlichen Geschmack.

Meinen beiden Freundinnen schicke ich Pakete mit Dingen, die ich schon das ganze Jahr gekauft und gesammelt habe. Ich fange damit meist schon im August/September an und ja, auch dieses Jahr habe ich schon fast alle Geschenke beisammen.
11. Wie wird der Heilige Abend ablaufen ?
Fest steht, ohne den Besuch unserer kleinen Dorfkirche mit dem Krippenspiel ist für mich nicht Weihnachten. Der restliche Ablauf ist noch offen. Wahrscheinlich werden wir jedoch einige Zeit im Pflegeheim bei meinem Schwiegervater verbringen.
12. Gehst Du am Heiligen Abend in die Kirche ?
Siehe Punkt 11.
13. Dein Wunschwetter für das Weihnachtsfest ?
Es kann gern vorher geschneit haben. Nur Temperaturen um die 15 Grad mag ich gar nicht.
14. Kannst Du das Weihnachtsfest genießen oder ist das eher Stress für Dich ?
Ja, das kann ich jetzt. Früher, als die Kinder noch klein waren, war es ein Gehetze von einem Großelternpaar zum anderen. Wir waren den Nachmittag des Heiligen Abends nur unterwegs, um allen gerecht zu werden.

Ich erinnere mich an ein Weihnachtsfest mit viiiiel Schnee. Am Heiligen Abend waren alle Straßen verweht und wir in unserem Dorf in einem Talkessel so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten.

Damals fuhren wir noch Trabbi. Um trotzdem zur Großmutter in die Kreisstadt zu kommen, fuhren wir rückwärts mit dem Trabbi den Berg hinauf (wegen des Antriebs) und hatten alle Mühe, uns durch die Schneewehen zu kämpfen. Heute machen wir nur noch, was wir wollen - nichts müssen.
15. Bekommt dein Haustier auch ein Geschenk zu Weihnachten?
Ja, klar doch. Unser Entlebucher Sennenhund Milow bekommt schon einen Adventskalender mit Leckerchen. Ein Geschenk zu Weihnachten muss ich noch finden. Letztes Jahr bekam er einen kleinen Quietsche-Weihnachtsesel, den liebt er heiß und innig und spielt jeden Tag damit.

Hier trägt er seinen Weihnachtspulli:

16. Singt Ihr gemeinsam Weihnachtslieder ?
Nein, nur in der Kirche singe ich gerne mit.
17. Gibt es ein Lieblingsweihnachtslied ?
Ja, schon mehrere, vor allem auch Neuere wie "White Christmas", "Stop the Cavalry" oder "Der kleine Trommler". Und natürlich DAS Lied der Weihnacht "Stille Nacht, Heilige Nacht", dazu das Lied, welches diesen Klassiker besingt: "Das Ewige Lied".

Kennt Ihr übrigens den Film über die Entstehung des Liedes "Stille Nacht"? Sehr sehenswert!
Der Film Das Ewige Lied (2011) erzählt die wahre Entstehungsgeschichte des weltbekannten Weihnachtsliedes Stille Nacht, heilige Nacht.
18. Ist Weihnachten bei Euch ein friedliches Fest (oder gab es auch mal Streit und Ärger) ?
Es ist immer friedlich zugegangen. Zumindest kann ich mich nicht an etwas anderes erinnern.
19. Welche/s Weihnachtslied kannst du mit mindestens 3 Strophen textsicher singen ?
Oh Tannenbaum, Schneeflöckchen, Weißröckchen und noch einige andere Kinderlieder. Natürlich auch Stille Nacht.
20. Hast Du schon eine Idee, was es an den drei Tagen zu essen geben wird ?
Heiligabend zum Mittag gibt es seit mehr als 40 Jahren lustigerweise immer das gleiche: warmer Kakao mit frischem Butter-Brötchen, und abends Kartoffelsalat und Würstchen. Am ersten Feiertag gehen wir essen mit der Familie. Am zweiten Feiertag wird es wohl Wild mit Rotkohl und Klößen geben.
21. Kannst/Könntest einen Heiligen Abend alleine gut aushalten ?
Das musste ich noch nie, aber ich denke ja.
22. Bist Du schon mal über das Weihnachtsfest im Urlaub gewesen ?
Nein. Siehe Frage 2.
23. Was würdest du einem Kind antworten, wenn es dich fragt "Wie bringt das Christkind die Geschenke in das verschlossene Zimmer?" ?
Jetzt im Lutherjahr sollte man doch einmal erwähnen, dass der Kirchenreformator Martin Luther das Christkind "erfunden" hat. Er lehnte die katholischen Heiligen ab und wollte den heiligen Nikolaus abschaffen. Und deshalb erzählen die Eltern ihren Kindern, dass das Christkind in der Dämmerung des 24. Dezembers die Geschenke bringt.

Und wenn ein Kind mich fragt, sage ich:

Du musst wissen, dass das Christkind eine lange Tradition hat, uns die Geschenke zu bringen. Natürlich kommt das Christkind nicht zu jedem ins Haus. Ähnlich wie beim Weihnachtsmann kommt das Christkind nur zu den Kindern, die das Jahr über lieb waren. Wobei "lieb" hierbei eigentlich der falsche Begriff ist. Natürlich darfst du auch mal Unsinn anstellen und das sollst du auch. Kinder, die immer nur lieb sind, gibt es nicht. Denn so hast du auch keinen Spaß am Leben und kannst auch nichts lernen. Es geht viel mehr darum, dass du mit offenem Herzen und guten Absichten durch das Jahr und durch dein Leben gehst.

Ich möchte dir erzählen, wie das Christkind die Geschenke bringt: Die Kinder müssen in ein Zimmer gehen und die Tür wird geschlossen. Du musst nämlich wissen, dass das Christkind eine Art Engel ist und sehr sehr scheu. Nur uns Erwachsenen ist es, wenn wir unser Leben lang lieb waren und nette Kinder haben, vorbehalten, das Christkind am Heiligabend in die Wohnung zu lassen.

Wenn es bei uns ankommt, leuchtet ein ganz feines und doch warmes Licht durch das Fenster, welches wir öffnen sollen. Das Christkind legt die Geschenke ab, meistens unter dem Weihnachtsbaum. Wenn das Christkind noch Durst oder Hunger hat, bekommt es noch einen Schluck warme Milch und ein paar Kekse für seine lange Reise, denn beides liebt es über alles.

Sobald es dann gestärkt ist, läutet es zum Abschied und als Zeichen für alle wartenden Kinder ein himmlisches Glöckchen. Wie es dann weitergeht, erfährst du ja bereits in wenigen Tagen.
24. Wie lange darf es bei Dir Weihnachten sein (wann werden die Weihnachtssachen weggeräumt) ?
Die Weihnachtsdeko in der Wohnung am 6. Januar, draußen bleiben die Beleuchtung, Gestecke, Kränze, Figuren usw. noch länger.

Vielen Dank, Bettina, für dieses Interview :)).

 

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