Heiligabend 1945

EWA
erzählt:

Der Krieg war zu Ende.
Alle waren froh und erwarteten ein zwar materiell armes,
aber friedvolles Weihnachtsfest ohne Fliegeralarm.

Mein Bruder und ich hatten beim Krippenspiel mitgewirkt
und unsere Familie ging gemeinsam mit Nachbarn nach Hause.
Hier und da sah man schon erleuchtete Fenster und Weihnachtsbäume.
Unsere Nachbarn freuten sich sehr auf ihren Baum und das Licht von 12 Kerzen.

Nun, einen geschmückten Baum hatten wir auch.
Kugeln und Lametta hatten den Krieg überdauert, aber Kerzen gab es nicht.

"Schade" sagte meine Mutter, "aber nicht zu ändern".
Wirklich nicht?

Wir waren noch nicht lange zu Hause, als Besuch erschien.
Die Tochter unserer Nachbarn brachte mit lieben Grüßen von ihren Eltern 6 Kerzen!
Sie hatten ihren kostbaren Besitz redlich mit uns geteilt!

"Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen ..."

... noch nie hatten wir es mit solch innig dankbarer Freude gesungen.

Wann immer ich auch jetzt noch dieses Lied höre oder singe,
schwingt das Gefühl von damals nach.

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