Buck erzählt:


Nein, es lag nicht mehr Schnee zur Weihnacht damals.
Dennoch hatten alle einen Schlitten.
Meist stand er irgendwo im Keller herum und war im Weg.
Meiner hing an der Decke wie ein armer Sünder,
der bis zuletzt von sich behauptete unschuldig zu sein ...

Die Spannung darauf, was es wohl zum Fest geben würde,
war durchaus vergleichbar mit jener Hoffnung auf Schnee.
Jede Wetterkarte wurde zuvor schon misstrauisch beäugt,
nach den berühmten Sternchen auf der Wetterkarte gesucht.
Bei jedem Gang in den Keller schaute ich zur Decke, zu ihm ...

Wer immer auch verantwortlich war für die einsetzende warme Luftmasse,
er hatte kein Herz für Kinder.
Es konnte Wochen vorher schon geschneit haben,
ich erinnere mich sogar an meterhohen Schnee, er war Weihnachten geschmolzen.
In der bekannten Weihnachtsgeschichte forschte ich nach ein paar Zeichen in Weiß,
erfuhr aber nur etwas von einem Fußmarsch zu einer Volkszählung
ohne Beeinträchtigung des Straßenverkehrs durch Schnee.

Dann in den 60ern schlich sich ein Kältetropfen in Richtung Norddeutschland.
Ein Tropfen sollte reichen für eine, zwei, endlose Abfahrten den Hang vorm Haus hinunter?
Die Lage blieb gespannt.

Ich löste schon mal das Seil von der Decke, und stellte demonstrativ den Unschuldigen vor die Haustür.
Er war wohl schwer beschädigt aus dem Krieg zurück gekommen,
hatte als Transportmittel gedient und viel Leid gesehen.
Einzelne Holzleisten wurden ersetzt, die Kufen waren verrostet, zwei Jungs hätten Platz ...

Ich schmierte sie mit einer Speckschwarte, sie sollten gleiten, flitzen, den Hang hinunter bis zu den Tannen.
Ich würde den Rausch unter meiner Bommelmütze genießen und Kribbeln in den Fingern haben.
Ach, ich würde die ganzen Tage bis zum Jahreswechsel nicht ins Haus kommen.
Ich würde es im Bauch verspüren wie beim Schaukeln, nur bergab.

Dann, es war noch dunkel, öffnete sich leise die Zimmertür und eine Stimme hauchte:
"Es hat geschneit!"

Genauso hätte Mutter sagen können, dass der Weihnachtsmann schon mal den Sack geleert hätte.
Im Schlafanzug noch stürmte ich bis zur Haustür ...

... und sah nichts als Weiß bei dunkelgrauem Himmel!
Der Unschuldige hatte sich unter einem Haufen Schnee versteckt.
Ein vollkommen unnützes Versteck.
Es war nicht daran zu denken, mich noch einmal ins warme Bett zu legen.
Zu viele Gedanken purzelten durch meinen Kopf, in dem schon die Piste entstand.
Platt getreten für die erste Abfahrt bis zu den Tannen.
Sie dauerte nur gemessene 10 Sekunden bis zum Berg wieder hoch laufen.
Für mich eine kleine Ewigkeit im Schnee damals, als weißes Geschenk rechtzeitig zum Fest.

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