Sabine aus Schweden erzählt uns von ihrem Land:


16. April

Ein richtig herrliches Wochenende geht zu Ende
und das Wetter hat die Vorhersage noch übertroffen.
Das Termometer kletterte bis 27 Grad.
Wir haben es ausgiebig genossen und ordentlich Sonne getankt.

Als ich im Fernsehen Bilder von überfüllten Badeanstalten
in Deutschland sah (wieso sind die denn schon geöffnet?),
dachte ich mir. ich schau mal was denn an unseren Badestellen los ist.
Schwimmbäder gibt es hier kaum.
Wir haben ja den Mälaren mit einigen grossen und vielen kleinen Badestränden.

Nach fünf Minuten Autofahrt waren wir in Kalmarsand.



Ausser ein paar Enten war niemand im Wasser.
Die Badestege lagen noch an Land und wie Ihr auf dem Bild sehen könnt,
hat die Kommune den angeschwemmten Schilfgürtel auch noch nicht entfernt.

Also ging die Fahrt weiter zum Campingplatz ...



... der ca. 15 km enfernt liegt.
Hier war tatsächlich etwas Leben.
Einige Langzeitcamper hatte das warme Wetter zu ihren Wohnwagen gelockt
und ein paar Leute waren mit ihren Booten beschäftigt.

Und dann entdeckten wir diese Eisjacht am Strand
und die musste ich natürlich fotografieren:



Seid Ihr mal mit so einem Ding gefahren?
Ich finde es sieht sehr verlockend aus,
wenn die über’s Eis fegen und würde es schon ganz gern mal probieren.

Im Hintergrund des Bildes seht Ihr einen Riesenhaufen Unrat ...



... und Ihr fragt Euch vielleicht, warum man diesen schönen Platz so verschandelt.
Aber mit diesem Holzhaufen hat es etwas ganz Besonderes auf sich.
So sachte beginnt man überall in Schweden solche Haufen zusammenzusammeln.
Am 30. April wird bei uns nämlich Valborg gefeiert und da werden diese dann angezündet.
Drückt uns mal die Daumen, dass wir kein Feuerverbot wegen Trockenheit bekommen.

Nun ja, auch hier war niemand im Wasser.
Eine sädesärla (Bachstelze) stelzte am Strand hin und her,
liess sich aber nicht mit dem Fotoapparat einfangen.
Es war übrigens für mich die erste sädesärla in diesem Jahr - also ein Frühlingszeichen.

Wie mag es wohl an der Bootsanlegestelle in Skokloster aussehen?
Also ging die Fahrt noch einige Kilometer weiter.
Habt Ihr schon mal eine Tankstelle für Boote gesehen?



Im Sommer liegen die Schiffe manchmal Schlange hier und warten aufs Betanken.

Und dann waren da noch die beiden Männer mit ihren Wasserscootern.



Auf dem Bild kann man schön sehen, wie der Scooter ins Wasser gelassen wird.
Richtig imposant ist das natürlich mit grösseren Booten.
Der Hänger wird soweit wie möglich zurückgesetzt
und das Boot dann langsam zu Wasser gebracht.

Aber damit war der Ausflug noch nicht zu Ende. Fortsetzung folgt.


18. April

Heute muss ich ein wenig kulturell werden.
Man kommt nicht nicht darum herum, wenn man sich in Skokloster aufhält.
Weiss und mächtig beherrscht das Schloss Skokloster die Ansicht.



Es wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
vom Feldherrn Carl Gustav Wrangel gebaut.
Vor dem Schloss kann man noch gut die damaligen Hafenbecken erkennen.
Sie sind jetzt allerdings bewachsen und in ihnen sollen sich die Schlangen wohlfühlen.
Allerdings habe ich noch keine entdeckt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Schlössern ist Skokloster voll möbliert.
Und auch viele andere Dinge, wie Textilien, Geschirr, Bücher,
Werkzeuge, Waffen usw. sind bewahrt.
Im Sommer trifft man dort Touristen aus aller Herren Länder.

Übrigens hat Wrangel auch das Schloss Spyker auf Rügen bauen lassen.

Am Schloss gibt es eine Lindenallee mit uralten Bäumen,
die teilweise hohle Stämme haben.



Man kann richtig in sie hineingehen und es ist verwunderlich,
dass diese Bäume immer noch am Leben sind
und an heissen Tagen wohltuenden Schatten spenden.

Einen Steinwurf davon entfernt liegt die Skokloster-Kirche.
Sie wurde im 13. Jahrhundert erbaut und ist die grösste Kirche in unserer Kommune.
Sie diente damals u.a. als Klosterkirche für Zisterziensernonnen.
Heutzutage sieht man kaum noch etwas von den übrigen Klostergebäuden,
aber ich habe gehört, dass man die noch vorhandenen Reste freilegen
und wieder sichtbarer machen will.

Und natürlich musste ich auch diesmal einen Blick in die Grabkammer,
die unter dem südwestlichen Turm liegt, werfen:



Hier seht ihr die Särge von Herman Wrangel und seiner Familie.
Herman war der Vater von Carl Gustav.
Der erste Sarg kam 1630 in die Kammer.
Irgendwann wurde dann der Eingang zugemauert und heute kann man nur noch
durch vergitterte Öffnungen von aussen auf die Särge herabblicken.

Auf dem Bild seht ihr vor der Kirche alte Apfelbäume ...



... mit knorrigen und spiralförmig gewundenen Stämmen.
Aber sie blühen jedes Jahr immer noch unermüdlich und im Herbst
darf sich jeder, der will, an den Äpfeln bedienen.
Die Rasenfläche unter Bäumen ist im Sommer
oft von picknickenden Familien belagert – ein herrliches Bild.
Wir machen das auch ab und zu und so kann man ohne Probleme
einen ganzen Tag hier draussen verbringen.

Wir wohnen ja in einer runensteinreichen Gegend
und da muss ich Euch doch auch einen solchen vorstellen:



Dieser hier steht direkt an der Skokloster-Kirche.
Runensteine sind eine Art Denkmal, die zur Wikingerzeit aufgestellt wurden.
Der Stein auf dem Bild ist recht ungewöhnlich,
da auf der Vorderseite ein Pferd eingemeisselt ist.
Deswegen heisst er auch häststenen (der Pferdestein).
Gewöhnlich sind die Runen mit Schlangen oder drachenartigen Geschöpfen verziert.
Auf der Rückseite kann man dann folgende Inschrift (allerdings mit Runenzeichen) lesen:

"Andvatt und Gullev und Gunnar und Horse und Rolev
liessen diesen Stein nach Tord, ihrem Vater, errichten.
Die Runen wurden von Fot eingemeisselt."

Also die fünf Brüder haben diesen Stein zu Ehren ihres Vaters Tord
bei einem Mann namens Fot in Auftrag gegeben.

Wer will, kann die Runenschrift lernen.
Es werden immer wieder entsprechende Kurse angeboten.
Mein Ding ist das nicht, aber mein Mann hat es gelernt
und sogar ab und zu Runensteinwanderungen mit Gruppen gemacht.
Und ich muss sagen, dass es recht praktisch ist,
wenn man jemanden hat, der diese Zeichen deuten kann.

So, das war es für heute – fast …

... ich habe eben gerade mit meinem Mann telefoniert.
Er befindet sich auf Dienstreise in Norwegen und lässt Euch ausrichten,
dass die Rubrik in der Zeitung vor ihm lautet:
Hjerteknuseren Knut kan bli norsk.

Also: Der Herzensbrecher Knut wird eventuell Norweger.

Tschüss – bis bald!


Danke, Sabine, für diese tolle kulturelle Exkursion und das Vermitteln
der vielen schwedischen Eindrücken. Einfach toll !!
Mögen auch bei Euch irgendwann die Bäume ausschlagen :)).




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Sabine am 15. April